Berghonig aus dem Tessin - Santina da Fusio - Shangrila

Als ich 2010 zum ersten Mal in Tessin – in Ascona war, war ich von fast allem begeistert – zurecht ! Ich finde die Ecke Mitteleuropas immernoch wunderbar – abgesehen von den Industriebauten, welche man aber an sehr vielen schönen Ecken findet, nicht nur in der Gegend um Bellinzona. Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne über ‘Märkte’ bummel, gerade wenn dort sehr viele lokale Produkte von heimischen Erzeugern zu finden sind bzw. ja schlichtweg angeboten werden. Umso ländlicher die gegenden sind, desto interessanter sind oft auch die Produkte.

2010 war ich dann auch zum ersten mal auf der im Herbst auf der Piazza von Ascona stattfindenden Castagnata / dem Kastanienfest schlecht hin – zumindest in meinen Augen. Damals hatte die Piazza von Ascona noch ihren originalen Charme, welcher leider mit der Fällung von 3 Palmen, dem Entfernen der dazugehörigen Laterne und dem Fahnenmast am Quai und dem Aufstellen eines unglaublich sinnlosen und in meinen Augen unpassenden viel zu großen Schildes. Zumal man mit einem Bild dieser Aussicht ein Schild mit dem Spruch ‘I Love Lago Maggiore’ hätte dort hinstellen müssen, damit es etwas mehr Sinn ergibt, wenn man sich dann später einmal dieses Bild anschaut. Ok, genug aufgeregt ! 🙁

Wer mich einmal kennenlernen durfte, kennt mich auch nicht nur als ‘Hans guck in die Luft’ sondern auch als jemanden der gerne und vielleicht auch hin und wieder zu sehr auf’s Detail schaut. Aber auch nur so kann man Unterschiede erkennen. Manchen ist dieser Blick für Details im Alltag schon verloren gegangen, weswegen oftmals nur noch äußerliche und offensichtliche Merkmale zur Unterscheidung herangezogen werden. Einfachstes Merkmal ist der Preis, ohne dass man dafür die Unterschiede in der Qualität suchen müsste, denn der Verbraucher vertraut oftmals auch darauf, dass teurere Dinge besser sind. Das hat früher vielleicht einmal mehr gestimmt, als es das heute noch tut. Bei der Preisbildung sind heutzutage einfach viel zu viele Faktoren entscheidend und bäuerliche Erzeuger-Preise sind nicht mit den extrem komplizierten Kalkulationen eines Produkts bei den großen Discountern zu vergleichen.

Als ich den Honig am Stand von Santina da (aus) Fusio kaufte, da sah die Piazza noch genau so aus, wie im Bild hier darunter. Auf der Laterne parkte stehts eine der im Hafen anwesenden Möven und die Bänke waren grundsätzlich begehrt.

Jetzt zu Santina da Fusio. Damals sprach ich mit ihr an ihrem Stand auf der Castagnata 2010 & 2012 nur wenige Sätze, weswegen ich jetzt umso mehr auf bereits verfügbare Informationen aus dem Internet angewiesen war. Und da gibt es nicht wirklich viel, aber was zu finden ist, ist klasse ! Der Schweizer Alpen-Club SAC / Club Alpino Svizzero CAS hat einen Artikel mit dem Titel: Santina da Fusio – Ein Leben für und mit der Natur / Una vita per e con la natura, den sich absolut zu lesen lohnt ! Was nebst dem ganzen Engagement für die Natur entscheidend ist, ist dass hier mehr als optimal gearbeitet wird. “Santina verzichtet auf Kunstdünger, chemische Schädlingsbekämpfung, Treibhäuser oder sonstige Hilfsmittel. Sie setzt ganz auf biodynamisch, pflanzt und erntet nach dem Thun’schen Kalender, der sich an den Mondphasen orientiert.” WOW !

Da gibt es eigentlich keine Argumente mehr, eines der Produkte, welche Santina zwei mal pro Woche auf dem Maggiadelta angeboten hatte, zu kaufen ! Auf dem Honig steht auch geschrieben: “Weg von intensiven Kulturen” erzeugt – natürlich.
Garantierte Authentizität udn Reinheit. Das glaube ich nur zu gerne ! 🙂 Ich konnte leider nur etwas mit dem Honig anfangen, wenngleich noch ein paar andere Erzeugnisse verfügbar waren. Unter anderem Goldmelisse (Monarde oder auch Indianernessel) .. wo findet man soetwas sonst noch ? Auf 1300 Meter ü.M. in wirklich abgelegenen Hintertälern biologisch erzeugte Naturprodukte … ? Das ist schon etwas Besonderes ! Ganz nebenbei liegt Fusio im Val Lavizzara, einem Seitental des Vallemaggia / dem Maggiatal in den Tessiner Alpen. Und um einmal zu verdeutlichen wie abgelegen Fusio liegt: In Deutschland muss man nicht wirklich weit fahren um auf einem Markt seine Produkte anbieten zu können.

Man muss quasi nirgends in Deutschland weiter als 15km fahren um zum nächstgrößten Ort zu gelangen, der wenigsten 3000 Einwohner hat.
Santina muss mindesten 40km fahren um zu einem Markt zu kommen, wo Sie ihre Produkte anbieten kann. 40 !! Bis nach Ascona und Locarno sind es 43. Selbst von der Innbrücke in Innsbruck bis zur Talstation des Stubaier Gletschers (Mutterberger-Alm / Mutterbergalm) sind es nur 41km ! Um es kurz zu sagen, diese Abgeschiedenheit hat absoluten Seltenheitswert !!

” In Fusio ist es wie im Himalaya “

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Von Weitem wirkt Santina da Fusio wie ein Mädchen, zierlich und drahtig, erst aus der Nähe sieht man ihre wind- und wettergegerbte Haut. Ihre Grossmutter stammt von den Walsern ab. Die sollen in Fusio Spuren hinterlassen haben. Von oben seien sie gekommen, denn vom Maggiatal her gab es kein Durchkommen. Erst seit 1871 windet sich von Peccia ein Haarnadelsträsschen die Steilrampe herauf. Eine Zeit, in der auch die Auswanderung dem Tal zusetzte.

Als Santina zur Schule ging, gab es noch eine Klasse, in der auch ihre Geschwister und Cousins sassen. Ein Jahr nach ihrem Abgang 1982 wurde die Gesamtschule geschlossen. Nach einer Landwirtschaftslehre erkundete Santina die Welt. Der indische Himalaya faszinierte sie. Von den Buddhisten habe sie viel gelernt. Mit wenig glücklich zu sein und die Heimat zu lieben. Ihre Heimat sind die Berge. «Und in Fusio ists wie im Himalaya», findet Santina. <<

> Santina da Fusio Ein Leben für und mit der Natur <

Daher auch der Name ‘Shangrila’ ihres kleinen Unternehmens. “Shangri-La ist ein fiktiver Ort in Tibet, wo Menschen in Frieden und Harmonie leben.” wiki

Ein anderes kleines Interview hatte der Alperverein München-Oberland 2014 in seiner Zeitung alpinwelt 4/2014 abgedruckt. Es wird insgesamt deutlich, dass Santina eindeutig auf die Berge und die Einsamkeit in Einklang mit der Natur und nicht mit möglichst vielen verschiedenen Menschen geeicht ist, was nicht bedeuten soll, dass Santina nicht sozial wäre – das ganz bestimmt nicht. Aber zurück zur Sache: In Fusio baut Santina nicht nur Goldmelisse an und ‘erntet’ Honig. Nein, hier oben blüht und gedeiht ein buntes Füllhorn an gesunden Sachen: Gebirgs-Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Salate, Kohl, Randen, Rüben, Zwiebeln, Bohnen, grüner Spargel sowie Blumen und Kräuter. Bei der Auswahl ist es natürlich logisch, dass zum Kastanienfest im Oktober davon nicht mehr so richtig viel zu haben ist.

Abschließend noch was zum Honig, wobei ich mir das eigentlich sparen könnte, da ich bereits so viel geschrieben habe, dass man merkt, dass es sich bei diesem Honig zweifelsohne nur um Spitzenhonig handeln kann. Nahe Fusio in 1500 Meter Höhe gibt es für die Bienen außerhalb der bunten Oase in Santinas Garten 200 Höhenmeter weiter unten noch eine Reihe andere Blüten, wobei das größte Angebot der Rhododendron oder auch Alpenrose bzw. Gebirgsrose bildet. Aber >> eigentlich sind die Bienen Giordanos (Santinas Lebenspartner) Leidenschaft. Die Stöcke reihen sich am Rand des Gartens. Einmal im Jahr erntet er den Honig, er lässt den Völkern genug, damit sie ohne Zuckerwasser über den Winter kommen. Meist kommt Giordano ohne Schutzkleidung aus. «Wenn du harmonisch und ausgeglichen bist, dann sind auch die Bienen ruhig. Sie fühlen sofort deinen Seelenzustand», sagt er. Nur in der Zeit vor Gewittern müsse man sich in Acht nehmen. Ab und zu setzt es einen Stich. Dagegen sind die beiden längst immun, nicht einmal eine Schwellung zeigt sich mehr. Ob es viel Honig gibt oder wenig, hängt vom Wetter ab. Bei Regen können die Bienen nicht ausfliegen. Im Durchschnitt seien auf zehn Jahre zwei gute dabei. << SAC/CAS

Anfangs ist der Honig noch wie aus dem Bilderbuch perfekt klar und einfach nur wahnsinnig goldig in seiner Farbe. Dann bilden sich ganz kleine Punkte und der Honig fängt in absoluter Zeitlupe ganz langsam auszukristalisieren. Der Zucker kristalisiert aus und bildet kleine weißefarbige Kristalle. Wenn man das Ganze beobachten möchte muss man geduldig sein. Ein halbes Jahr braucht man da mindestens Geduld für. Ein natürlicher Prozess, der die Qualität nicht verbessert, aber nichts desto trotz sehr spannend ist. Die Herkunft des Honigs schmeckt man nur, wenn man wirklich konzetriert verkostet, denn so oder so besteht Honig aus über 80% Zuckerr und der ist ein wenig hinderlich, wenn man Nuancen des Geschmacks erkennen will. Aber so oder so merkt und schmeckt man dem Honig seine Herkunft an. Das Wissen solch einen ausgesprochen guten Honig essen zu können ist aber, wie ich finde, mal mindestens ‘die halbe Miete’ ! In meinen Augen einer der besten Honige weit und breit mit einer fantastischen Qualität !

Ein Hoch auf Erzeuger wie Santina und Giordano !
Vielen Dank – Merci vielmal !
Hannes

Kommentare

Vor ein paar Tagen waren wir das erste Mal in Fusio und haben uns sofort in diesen lieblichen Ort verliebt ..
Auch haben wir uns mit dem berühmten Honig und dem herrlichen Käse eingedeckt .. Ein Gedicht .. Nur schon die wunderschönen Etiketten auf den Gläsern, einfach mit Liebe gemacht ..
Wir werden diesen aussergewöhnlichen Ort wieder besuchen und auch die speziellen Osterias besuchen, wenn man wieder darf ..

Hallo Claudia,

erstmal vielen Dank für deinen Kommentar.
{ Wie bist du denn auf meinen Blog gekommen ? 🙂 }
Solche Rückmeldungen/Interaktionen auf einem recht old-school wirkenden Blog (wie meinem hier) finde ich wirklich klasse !

Zum Thema: Ich sehe das genau so wie du auch !
Das mit Liebe gestaltete Etikett ist das i-Tüpfelchen auf der mehr als herausragenden Qualität !

Schön dass ihr dort wart und zeigt ihnen gern einmal meinen Artikel, wenn ihr wieder dort seid ! 🙂

Liebe Grüße Hannes

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