In der ersten vollen Novemberwoche (2019) hatte ich das Ziel, einmal an den Main zu fahren um in einer bestimmten Heckenwirtschaft einzukehren. Das Ziel war stand schon länger fest, die Heckenwirtschaft der Winzerin Ilonka Scheuring im Weingut in > Maroggo / Marokko < alias Margetshöchheim am Main ! Kennengelernt hatte ich die sehr sympathische Winzerin und ihre Weine, als Sie sich im Rahmen des Vinocamps Franken 2018 bereit erklärte, das Format mitzutragen. Das Warm-Up am Freitag vor der VA fand in Ihrem kleinen, aber umso vielseitigeren Weingut statt. Sie hat der Sache einen echte Bärendienst erwiesen und ein paar Weinfreunde sehr glücklich gemacht gehabt !
Das waren die Weine, welche unter anderem auch ich probieren durfte. In dieser Bandbreite hätte ich mir das vorher nicht vorgestellt, was uns von Ilonka da präsentiert wurde. Es war an diesem Abend weit mehr, als das was wir erwarten hätten können. Ein Wein besser als der andere, aber auf einem echt unerwartet hohen Niveau ! Chapeau !
Und heuer dachte ich also, besuche ich doch einmal Ilonka Scheurings Heckenwirtschaft in kleinen Margetshöchheim. Im Grunde war das kein Problem. Einzig der unerwartet große Andrang stand dem Ganzen minimal im Weg. Somit hieß es erst einmal: „Ein Glas Spätburgunder bitte! [..] Nein Danke, ich warte gern draußen am Feuerfass.“ 😀 Natürlich war das bekannt, dass die Hecke lokal überaus beliebt ist und Weinfreunde wirklich aller Semester anlockt, aber davon lässt man sich als einzelne Person ja nicht aufhalten !
Ich trank also einen Spätburgunder aus der Klassik-Linie, handgelesen und klassisch ‚Fränkisch trocken‘. Ich fand den klar rubinroten Spätburgunder ungemein sanft und elegant. In meinen Augen und meiner Nase eindeutig ein Wein für feine Gerichte in ruhiger Atmosphäre, denn dann denke ich kann er seine Vorteile vollends ausspielen. Das feine Aroma nach roten Strauchbeeren, wie Johannisbeere und Himbeere bzw. Brombeere, und die minimal nussigen Nuancen, lassen diesen Pinot geschmeidiger wirken als gedacht. Dennoch wirkt er frech und jung geblieben – fränkisch eben.
Was andere Gäste so bestellten, ließ die Vorfreude auf einen frei werdenden Platz in der ‚Hecke‘ selbst natürlich rasant ansteigen. Hausgemachter und sündhaft überladene Hot Dogs nach Ilonka-Art, fränkische Bratwurst mit Sauerkraut und Brot, gebackener Camembert, Wraps und natürlich auch ‚Knöchele‘ alias Haxe / Eisbein. Eine Auswahl welche, bei allen gestanden Hecken-Stammgästen, den Hunger auf den jeweiligen nächsten Besuch, schon Tage vorher anheizt.
Eine Sache ganz nebenbei: Es wird eine mainfränkische Küchenfee für diese kleine und feine Hecke gesucht !
Wer eine Fee und ein fleißiges Helferlein M/W/D im Raum Würzburg & Veitshöchheim kennt, der sage bitte Bescheid !
Mein zweiter Wein war dann die 2018er Scheurebe. Handgelesen und typisch klar, schlank, jung und fruchtig ausgebaut. Eine Scheu die offensiv ihr Aroma aus dem Glas entweichen lässt, so dass man die floralen und die fruchtigen Düfte gar nicht erst herausschwenken und wirbeln muss. Für den klassischen Endkunden ein toller und unkomplizierter Wein, dessen Aromen von Hollerbüte und minimal auch Wiesenkräutern bis Stachelbeere und dezent exotisch angehauchten Aromen reicht. Cooles, frisches, junges und auch spritziges Teil. Beste fränkisch-unkomplizierte Wein-Unterhaltung aus Maroggo !
Die Gaststube der Hecke ist unaufgeregt eingerichtet. Irgendwie ganz anders als die typisch aufgeregten, lauten und tendenziell leicht aufbrausenden, aber immer freundlichen und amüsanten Gespräche und Themen an gefühlt allen Tischen drinnen wie draußen am Ofen oder im Zelt / Winter-Pavillon im Hof. Sollten einem einmal die Themen ausgehen, wirft man einfach einen kleinen Blick an die Wand und erwähnt die knallpinken Gummistiefel, dem Markenzeichen der Kellermeisterin und schon wird wieder gesprochen. Es gibt auch hier keinen Moment in dem geschwiegen wird. Es gibt auch bei so viel guter Laune keinerlei Gründe hier einfach so das Sprechen einzustellen !
Ich konnte mich nicht halten und musste freilich auch etwas essen, selbst wenn ich nur die kleine Portion aß, war es ein großer Genuss ! Ich bestellte einen fränkischen Klassiker: Bratwurst, Sauerkraut, Soße, Brot mit Kümmel und natürlich Arnsteiner Senf von Willerts (Luftlinie 20km). Unkomplizierter Genuss pur ! Dazu gab’s die Cuvée namens ‚Rote Trinkfreu(N)de‘, welche schon wesentlich peppiger als der Spätburgunder daher kam. Aufgeweckt, leicht pfeffrig, mit einer eher uneleganten und aufrührenden Art. Eine Verbindung von Cabernet Dorsa und Blaufränkisch, dessen Fruchtaromen schon eindeutig an etwas dunklere Beeren erinnerten. Eine gewisse Würze konnte man dieser Cuvée tatsächlich zugute halten. Leichte Röstaromen zusammen mit der leichten Pfeffrigkeit und dem Essen ergaben ein echt leckeres kleines Abendessen ! Gerne wieder !
Ganz am Ende durfte eine Femina Glut definitiv nicht fehlen ! Holz, dunkle Schokolade, konzentrierter Wein mit jeder Menge Frucht und Körper ! Immer eine Empfehlung !
Fazit: Eine spitzen Heckenwirtschaft, mit tollen Weinen, jeder Menge zufriedener Gäste und noch mehr Gesprächen. Bestes Essen mit klassischen, modernen und unter Umständen (in Anbetracht der Gäste) auch aufregenden Gerichten. Eine Heckenwirtschaft in der echt jeder Topf sein Deckel findet ! Geöffnet hat das Weingut noch bis 24. November – außer mittwochs. Ein klare Empfehlung: Nutzen Sie die Chance und besuchen Sie Ilonka Scheurings Hecke!