Wo dieser leicht edle Tropfen herkommt, weiß ich schon gar nicht mehr .. aber jetzt war seine Zeit gekommen ! Ich war in meinem Weinkeller und wollte einen besonderen aber nicht zu extravaganten Rotwein … da schaute diese Flasche 2018er ” TRABOULES ” von Guillaume Clusel aus dem so malerisch an der Rhône gelegenen Ampuis !

Traboules ? .. was das bitte heißen soll ? .. ich wusste es auch nicht. Aber schlaue andere Menschen helfen uns da: ” Traboule ist eine Wortschöpfung aus Lyon. Damit sind versteckte Gänge und Passagen gemeint, die es erlauben, manchmal lange Strecken abseits der Straße zurücklegen zu können. So kann man Wege abkürzen oder parallel zur Straße gehen. Dabei spaziert man durch Hausflure, durch Innenhöfe und Treppenhäuser, die alle miteinander verbunden sind. ” Okay, somit sind wir auch kulturell wieder ein wenig schlauer geworden. Dass man diese Traboules im Wein wiedererkennen kann möchte ich aber einmal verneinen. Wie der Wein zu seinem kam, wollte ich einmal auf der Webseite des Winzers erfahren .. aber da steht diesbezüglich nichts .. schade.

Coteaux du Lyonnais – kurze Auffrischung: Grob gesagt, alles was im direkten Umland und westlich der Rhône um Lyon gedeiht, darf Pi mal Daumen als Coteaux du Lyonnais betrachtet werden.

Etwas detaillierter geht das auch .. ist aber eigentlich zu viel des Guten .. Was man noch sagen kann ist, dass der für diesen Rotwein verwendete Gamay von lediglich 4 Hektar stammt und im Schnitt ’40hl’ (je Hektar) gelesen werden. Das Weingut arbeitet seit den frühen 2000ern ökologisch, wenngleich diese Parzelle nicht zu den zertifizierten gehört .. leider, aber es wird darauf hingewiesen, dass man so naturbelassen wie möglich arbeite. Diese vermeintlich kleinen Flächen gehören zu den eher flachen der Region. Bei der zum Ort Millery gehörende bildet hier eine alte Gletschermoräne den Untergrund mit viel und teils großem Kies. Die andere gehört zum Dorf Orliénas und dort ist eher Gneis vorliegend.

Die Arbeit in den durchschnittlich 30 Jahre alten Reben wird so naturnah wie möglich verrichtet. Die Dichte beträgt mehr als fünftausend Rebstöcke pro Hektar. Im Winter bleiben die Böden natürlich grasbewachsen. Die Reben werden vergleichsweise recht hoch gezogen und in Cordons de Royat geschnitten. Die Böden werden im Frühjahr und Sommer bearbeitet. Es gibt keine chemischen Düngemittel, sondern kompostierten Mist und die Pflanzenschutzbehandlungen sind sehr moderat, ohne Insektizide oder synthetische Chemikalien. Gelesen und selektioniert etc. wird per Hand .. Ehrensache.

Im Keller füllt man die Trauben ohne herumgepumpe in die Fässer wobei 1/3 als ganze Traube in die Maische kommt, 1/3 als entrappte Beeren und 1/3 als angequetschte Beeren – soweit ich das richtig verstanden habe. Nach 2 Wochen wird abgepresst und die Sache darf ein halbes Jahr ins Edelstahlfass.

Zum Wein: Anfangs wirkte er etwas unterkühlt und arg frisch, leicht trüb, dennoch saftig und kräftig .. ein wenig brillantes Granatrot. Vor allem in der Nase hatte man kirschige Aromen die mehr von der Säure als der nicht vorhandenen Süße geprägt waren .. von daher wirkte es etwas zu gebändigt, aber kraftvoll und trinkig. Im Austausch mit Risto Rieger wurde mir das eine oder andere bzw. die Austauschbarkeit dieser Weinstilistik nochmals bewusst. Nichts desto trotz suche ich natürlich irgendwie dennoch ein wenig nach dem Sinn der Sache und am zweiten Tag und mit etwas Luft und scharfem Essen wirkte es schon viel schlüssiger und sinniger. Der Wein hatte ein ganz klein wenig mehr warme Noten gewonnen .. war zwar immernoch sehr frisch, kühl, ja fast devot und eignete sich daher noch mehr .. ja geradezu prädestiniert als Begleiter zu scharfem Essen, zumindest in meinen Augen. Zu dem kamen auch noch Aromen von Pflaumen dazu und bei gedeckelter Belüftung (schwenken/wirbeln mit Hand auf’m Glas) sogar diese leichten harmonischen Anklänge von Holz, als hätte die Charge nochmal zum Teil in Stückfässer gelegt, um ein paar Nuancen mit hinein zu bekommen, was aber eindeutig auf die Reben und den Cordonschnitt zurückzuführen ist. Das fällt mir in letzter Zeit häufiger mal auf und ich schätze das sehr !

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