Just B ? Pet Wat ? Diese Woche gab es etwas Besonderes !
Da ich den Kontakt zu meinem ehemaligen Praxispartner – Betrieb (von meinem dualen Studium) pflege, blieb auch mir nicht verborgen, dass eine komplette Charge Trauben, und zwar jene für den ebenfalls ehemaligen Vielfalter-Wein, jetzt für einen ganz anderen Spaß verbraten wurde, um es einmal mit Humor zu ’sagen‘. (’sagen‘ weil das hier kein Podcast ist.) Um es von vorn herein zu sagen, klar bin ich befangen, da mir Stephan Krämer erst die ‚Welt‘ des trockenen und fränkischen Weines eröffnet hat, verbinde ich mit diesem Weingut mehr, als mit manch anderem. Genauso habe ich aber auch die Weine das Hauses schätzen gelernt ! Zurecht !
Just B ist aus der neuen Kollektion ‚Handschrift‚ getauft, des Ökologischen Land- & Weinbau Krämers aus Auernhofen, welches im westlichen Mittelfranken gelegen ist. Seine Weinlagen haben Krämers seit der Flurbereinigung in den 1970ern in Tauberzell und seit etwa knapp über 5 Jahren auch in Röttingen. Beide Ort sind an der Tauber gelegen. An der oberen und mittleren Tauber bestehen im Grunde fast alle Böden aus Muschelkalk. Lediglich in Röttingen, daher auch der Name der Lage, gibt es Feuerstein / Silikatgestein / Siliziumdioxid, was die Weine aus Röttigen mitunter etwas rauchiges haben lässt & sie auch regional besonders macht.
Also nochmal von vorn: Just B – das B steht bei diesem Wein für Bacchus. Dieser Pétillant Naturel (an anderer Stelle gibt’s mal mehr zu dieser Art von Wein) besteht zu 100% Bacchus, welcher selbst pauschal gesagt zu einem Viertel aus Riesling und Silvaner besteht und zur Hälfte aus Müller-Thurgau, wodurch auch klar wird, dass Bacchus eine eher junge Rebsorte ist. Die offizielle Zulassung zum Anbau erhielt die Rebsorte erst knapp 40 Jahre nach der Kreuzung.
Bacchus wird oft als eine eher einfache Rebe angesehen und oft nur dezent restsüß über feinherb bis halbtrocken ausgebaut. Damit ist bei Krämers jetzt Schluss. Und ich finde, das ist auch gut so ! Bacchus hat etwas besseres verdient, als ein gezuckertes Dasein zu fristen.
Ich selbst zähle für mich die Rebsorte Bacchus auf jeden Fall zu den Bukettrebsorten, auch wenn sie nicht primär zu diesen gezählt wird. Bukettrebsorten zeichnen sich durch eine starke und vordergründige fruchtige, teils exotische und blumige Aromatik und Stilistik aus, welche auf Terpene (Monoterpene), Methoxypyrazine (Pyrazine) und Thiole (Mercaptane) zurückzuführen sind. Und bei den Pyrazinen und Thiolen ist Bacchus vorn mit dabei.
Aber dieser PetNat aus Bacchus käme nicht aus dem Hause Krämer, hätte er nicht Stephan Krämers Handschrift und die Art und Weise des Hauses in sich. Anfangs ist er etwas zurückhaltend, kommt dann aber sukzessive aus sich heraus – ohne aber zu überschwänglich oder anhänglich zu werden.
Ich finde er hat Aromen, welche mich an grünen Apfel und mitunter auch etwas an Litschi erinnern, mit teils eine gewissen feinen exotik und einem Touch Elsass. Geparrt mit einer frischen und knackigen Säure kommt er frisch und animierend daher. Typisch Bacchus – Typisch Krämer eben.
Die bei der Abfüllung gezielt mit auf die Flaschen gezogene feine Feinhefe wirkt auf diesen PetNat ganz klassisch abrundend – zu deutsch: Sie macht ihn etwas geschmeidiger, als er das ohne diese wäre. Auf der Zunge ist er freilich statt breit und ausladend klassisch Krämer etwas geradliniger als in der Nase und auch weniger verspielt, denn bestimmend. Ganz, aber wirklich nur ganz dezent schmecke ich helle Früchte / Beeren wie weiße Johannisbeere oder Nashi-Birne.
Ich muss sagen, das steht ihm auch diesem Just B ! Mir gefällt er sehr und ich werde bei Gelegenheit mal wieder ein Glas einschenken lassen. Klares Fazit: Trinkfluss-fördernd !
Einordnung: nach Eichelmann geschätzt ca. 87 Punkte (+/-1)
Glas: Burgunder Glas von Spiegelau – Serie ‚Style‘