Empreinte 2011 von Benedicte & Stephane Tissot - Jura-Chardonnay

Eine Flasche aus meinem Keller musste wieder einmal weichen. Und es traf meine letzte Flasche von Bénédicte und Stéphane Tissot aus dem ost-französischen Jura. Den Weißwein ‘Empreinte’ aus Chardonnay von 2011. Die vorletzte Flasche war ein 2011er oder 12er Patchwork, welcher ungemein lecker war und mir große Trink- bzw. Genussfreude bereitete. Somit sind die Erwartungen an diesen natürlich auch dementsprechend hoch. Soweit mir bekannt, sollte es bei diesem Chardonnay darum gehen, einen ersten Eindruck vom Weißwein-Stil und dem Weingut selbst zu bekommen. Nicht umsonst hieß dieser Wein übersetzt ‘Fingerabdruck’ und hatte eben diesen auch auf dem Etikett. Der Empreinte war leider nur mit den Jahrgängen 2011 und 2012 in der damaligen Kollektion vorhanden. Ab 2013 wurde er so nicht mehr angeboten, was aufgrund des günstigen Preises von unter 17€ beim Fachhändler etwas schade ist. Aber gut ..

Was kann man zu Stéphane Tissot und Arbois sagen ? …
Leider recht viel ! Daher will ich mich einmal aufs Gröbste beschränken. Stéphane Tissot war und ist einer Der Avantgardisten des modernen französischen Juras und bewirtschaftet heute in etwa 50 Hektar Rebfläche.
(2012 / 2013 waren es wohl noch circa 25 Hektar.)
Er ist traditionsbewusst und führt das Weingut seit der Übernahme immer noch unter dem Namen der Eltern als Domaine André und Mireille Tissot bis heute fort. Er ist seit dem Einstieg ins elterliche Unternehmen ein großer Befürworter und auch Wegbereiter kühler, spontan vergorener, zitrus-Bouquet-armer/freier (In manchen Verkostungsnotizen liest man gar – ‘very lemony’ was ich nicht / nirgends nachvollziehen konnte) und besonderer Chardonnays – aber auch Pinot Noirs. Welche durch ihre filigrane und dennoch druckvolle Art kaum eine Konkurrenz zu scheuen brauchen.

Stéphane Tissot arbeitet seit 1992 ökologisch und seit 2003 oder 2004 biodynamisch. Damit war er zwar nicht der Erste, dafür aber > Keine Frage ! < seit jeher mit vollem Herzblut dabei ! Wer noch mehr über Stéphane und das Weingut erfahren möchte, kann das bei der Weinhalle aus Nürnberg oder Die Presse oder bei Artisan Cellars.com tun !
Ich war zwar vor wenigen Tagen im Jura, genauer in Pontarlier und auch Besancon, habe es aber leider nicht bis nach Arbois geschafft. Impressionen von dort kann man aber dennoch bekommen. Und zwar bei Tissots Phototheque !

Nun zum Wein selbst: Bis zum Jahr 2010 hieß er Classique und wurde von Stéphane und Ehefrau Bénédicte 2011 in Empreinte umbenannt. Vinifiziert wurde er von damalig durchschnittlich 20 Jahre alten Reben, auf zum einen ca. 60% tonig-lehmigen Terroir und 40% Kalksteinboden. Diese Cuvée ist im Grunde wirklich repräsentativ für die Sorte Chardonnay und die Arbois-Region, rund um das Tal der wunderschönen Cuisance und ihren diversen Seitentälern und Zuflüssen. Ausgebaut wurde er (logisch) in französischen Eichenfässern, von denen aber 10% frisch alias erstbelegt wurden. Eines der größten Augenmerke legt Stéphane stets darauf, dass der Wein seine benötigte Zeit auf der Hefe im Holz bekommt, dafür ist er bekannt. Ein inzwischen wunderbar gold gelber Wein, der ganz leicht trüb ausschaut und ein untypisch zurückhaltendes dezent gelbfruchtiges aber auch leicht oxidatives Bouquet von (Sauerteig)Brot mit ein wenig Kräutern und Quitte aufweist.

Aber wie schmeckt dieser Chardonnay denn nun: Er ist würzig, lebendig, aber dank des Kalkbodens auch weich, leicht breit und mineralisch. Er hat trotzdem eine recht kräftige Säure, die dem Wein eine enorme Länge auf der Zunge und am Gaumen den Weg ebnet. Auf der Zunge kommen neben der Sauren Komponente auch die Kräuter nochmals zum Tragen. Ich schmecke mit ein wenig Aufwirbelung Aromen, die mich ein wenig an Eukalyptus und Minze erinnern – zusammen mit fruchtigen Aromen, irgendwie auch in Richtung Quitte, aber mit noch einem kleinen Bisschen Bergamotte, ohne dass er wirklich sauer wäre. Es kommt trotzdem ein straffer Zug voll Geschmack durch den Mund gefahren, der zwar eine Bummelbahn-Spurbreite suggeriert, aber dennoch auslandend schmeckt. Es könnte an den an Brot erinnernden Aromen liegen und der Fülle und Wärme, welche die Holzfässer dem Wein mehr Raum mitzugeben scheinen, die dem Wein im Abgang noch etwas nussiges mitgeben. Für mich definitiv ein spannender Wein, den man so auch erst einmal als ganz normaler Endverbraucher im Weinladen des Vertrauens finden muss !

Glas: Rona / Professional – Medeia (mundgeblasen)

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