Ich bin inzwischen mindestens ein viertel Jahr ‚hinterher‘ zusätzlich zu den vielen Jahren, welche ich ohnehin schon hinterher hinke. Also kurzum: es musste mal wieder ein Champagner getrunken werden. Es traf den Brut Signature von Philippe Gonet aus der kleinen Gemeinde Le Mesnil sur Oger in der Champagne, südöstlich von Epernay in mitten des Gebiets Côte des Blancs. Die Partnergemeinde des bekannten Moseltaler Städtchens Leiwen soll wohl ausschließlich Chardonnay-Reben ‚besitzen‘ .. was an sich kaum zu glauben ist, wenn man die Flächen von knapp über 400 Hektar genannt bekommt, aber es wird wohl ganz eindeutig dennoch so sein, dass hier weit über 90% der gleichen Rebsorte wachsen. Im Grunde ist das ebenso zu bestaunen wie zu betrauern, soll mich jetzt aber nicht weiter interessieren, denn mir geht es ja um den Inhalt der Flasche.
Wenn man etwas über die Winzerfamilie Gonet herausfinden will, so wie ich eben, bleibt um Zeit zu sparen ein Blick auf gepflegte Händlerseite wie bspw. extraprima-weinversand.de nicht aus. Und da steht dieser kurze aber informative Absatz: „Die Familie Gonet blickt auf eine lange Tradition zurück. Gegründet wurde die Domaine um 1820 in Le-Mesnil-sur-Oger, dem berühmten Ort an der Côte des Blancs. In sieben Generationen wuchs das Weingut auf 17 Hektar in insgesamt neun Gemeinden heran. Damit bewiesen die Vorfahren des heutigen Patrons Pierre Gonet große Weitsicht. Denn sie kauften auch Weinberge außerhalb der Côte des Blancs hinzu, um ihrer Standard-Cuvée einen ausgewogeneren Charakter zu verleihen. Durch die weit verteilten Lagen benötigt Pierre Gonet über 100 Erntehelfer und mehrere Fahrer, um die Trauben möglichst schnell und unbeschadet einzubringen. Bei der Vinifikation ist Pierre traditionell eingestellt, dennoch bleibt er neuen Methoden stets aufgeschlossen. Vor einigen Jahren kaufte auf Zuraten eines Lieferanten eine hochmoderne pneumatische Presse, um den Most möglichst schonend abzupressen. Das war zumindest das Ziel. Nach dem ersten Versuch erwies sich das teure Gerät der alten Vertikalpresse deutlich unterlegen. Denn diese große, klassische Korbpresse erbrachte eine gleichmäßigere Ausbeute beim Pressvorgang und war obendrein schneller.“ extraprima-weinversand.de
Weitere Infos gibt es natürlich auch auf der Webseite der Gonets selbst.
Wer die aktuelle Kollektion von Philippe Gonet kennt, der wird sich zurecht wundern, wie dieses Etikett da auf meinem Champagner ausschaut. Aber der eine oder die andere kennen sicherlich noch die alten Etiketten des Hauses Gonet. Dass das Haus mit der Zeit geht, merkt man online an jeder Stelle, wo Philippe Gonet einen professionellen Auftritt hat – wie auch auf -> facebook.
Da auf der Rückseite letztendlich nur die Losnummer L180314 steht, vermute ich ganz kühn, dass dieser BdB am 18. März 2014 degorgiert wurde und somit wohl vom Jahrgang 2012 sein muss bzw. wahrscheinlich ist. Alles andere auf dem Rückenetikett ist eher belanglos, weswegen es auch kein Bild davon gibt.
Ich direkt zum Chardonnay-Schampus: Was ich ein wenig zu sehr vordergründig finde, ist die doch etwas zu präsente Säure dieses Champagners. Bei kühlen Temperaturen kommen nur ganz mager Fruchtaromen und auch die klassischen Grundnoten eines normal ‚lang‘ auf der Feinhefe ausgebauten Champagners hervor. Frisch geöffnet zeigt er sich eher als einer der eher puristischen Vertreter seiner Art. Was man findet sind wirklich ganz dezent etwas Steinfruchtaromen, etwas mehr noch mineralisch einzuordnende Noten und am ehesten noch eine leichte Zitrusaromatik. Viel mehr kam leider nicht heraus, was aber nicht so schlimm war, es muss nicht jedes Blubber aus dem Glas strömen wie Rotkäppchen Fruchtsecco ! Von daher habe ich genau das im Glas, was zu erwarten war ! Quod erat (demonstrandum et) expectandum !
Wird der reine Brut Signature etwas ‚wärmer‘ riecht man dann noch ein wenig mehr. Aromen aus der ‚Ecke‘ Quitte und reife Birne könnte man meinen, auch die Brioche-erinnernde Aromatik kommt da wesentlich besser aus dem Glas in die Nase, aber auch bis hinter den Gaumen, dass muss und will ich dem Blanc de Blancs zugutehalten. Zwar hat er eine ordentliche Säure, aber auch diese hefige Aromatik, welche man nicht missen möchte. Im Mund geht der Geschmack des Weißen schon fast ein wenig ins erdige über. Er hat auf jeden Fall Grip und Druck und ist in meinen Augen in erster Linie als (Vor-)Speisenbegleiter oder aber auch als Aperitif geeignet. Fazit: Gefällt mir definitiv so ! Eine Flasche ist noch da ! 🙂