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Gleich zu Anfangs: Den Wein hab ich mir selbst vor Ort und natürlich auch zum vollen Preis mitgenommen, weil ich per Zufall mal in Edesheim – am immer geöffneten Ausschank des Weinguts Anselmann – vorbeikam. Und ich muss sagen, dass gerade für Touristen diese scheinbare Institution in Edesheim ein äußerst gelungener Magnet ist, der auch so manches zu bieten hat. Oft wirken die klassischen Vinotheken- bzw. Weinverkaufspunkte in Weingütern immer sehr ins ‚Haupthaus‘ integriert und man traut sich zu ungünstigen Zeiten gar nicht so richtig heran. Hier hat man mit einem Pavillon-ähnlichen dauerhaft besetztem halboffenen Verkaufshaus eine für mein Empfinden sehr gutes Angebot geschaffen. Aber jetzt mal zum Weingut, der Lage und dann dem Wein selbst.

https://www.tourenplaner-rheinland-pfalz.de/de/unterkunft/wohnmobilstellplatz/wein-und-sektgut-werner-anselmann/21355324

Die Familie Anselmann lässt sich bis ins Jahr 1126 belegen, wodurch sie wohl zu den am ältesten belegten Familien in Deutschland gehören. Das Familienwappen, welches auch auf jedem Etikett zu finden ist, scheint im jahr 1541 entstanden zu sein und der heutige Erfolg des Weinguts fußt sogar auf der eher jungen Vergangenheit. Seit dem in der Pfalz berühmten Jahrgang 1959 ging es auch mit dem Weingut Werner Anselmann steil bergauf. Heute zählt das von Ralf und Ruth Anselmann geführte Weingut mit 150 Hektar Rebland zu den größten Familienweingütern in Deutschland. Nach eigenen Angaben arbeitet der Betrieb naturnah, mit ausschließlich ausgebildetem Fachpersonal und liest teilweise von Hand.

In Kombination hatte ich mir etwas ‚indisches‘ gekocht – hat gepasst.
Alles ‚bio‘: Basmati mit Tofu&Rosinen in Curry-Soße – nix aufregendes.

Dass man 150 Hektar in der heutigen Zeit nicht gänzlich von Hand lesen kann ist jedoch genauso logisch, wie dass man seine höchsten Qualitäten definitiv von Hand lesen lassen sollte, wenn man denn besondere Weine in seiner Kollektion möchte.

Mal noch etwas zur in Mitten der Pfalz gelegenen Lage ‚Edesheimer Rosengarten‘. Edesheim ist eine der Weinbaugemeinden mit etwas mehr Rebfläche. Aktuell sollen es wohl circa 505 Hektar sein. Auf den im Süden und Osten vom Ort liegenden Edesheimer Rosengarten entfallen dabei die meisten – und zwar 343 Hektar Wein, und das ohne jegliche Hangneigung. In der Pfalz und Rheinhessen werden aus Weinbergen aus meiner Sicht eher Weinfelder, aber auch die haben ihre Berechtigung, wenn auch zum Leidwesen schwerer zu bewirtschaftender Lagen, …landesweit gesehen. Aber hier im Bereich der Südlichen Weinstraße ist das eher die Norm.

Aber jetzt zum Wein – ein Riesling – soweit nichts besonderes, denn Riesling ist die in Deutschland am meisten angebaute Rebsorte. Meine Erwartung war relativ niedrig, da in meinen Augen das Weingut Anselmann mit Standardqualitäten mir noch nie aufgefallen war und auch ist. Direkt nach dem Öffnen und Einschenken strömen mir wunderbare vordergründig florale und sehr reife Steinobst-Aromen entgegen. Der erste Eindruck heißt schon einen verhältnismäßig süßen (Farbe, Viskosität), aber auch lebendigen Wein. Auf der Zunge kommt die gut kalibrierte Säure aber nur kooperativ zum Tragen, denn die geht Hand in Hand mit dem Zucker die Kehle hinunter.

Es ist nicht so, dass sich der Wein über die Säure definiert oder diese für viel Druck am Gaumen sorgt. Es ist die Leichtigkeit des Seins(Klick das und lies ! 😉 ), welches hier für reduktiv fruchtigen und kurzweiligen Spaß sorgt. für Weinfreunde die reduktive Weine bevorzugen definitiv erste Wahl, der Abgang geht nich zu schnell und nicht zu langsam von Statten. Kleine Schlucke vergehen sehr rasch und machen, dass der Wein im Affenzahn weg geht. Größere Schlucke werden durch die Süße ausgebremst und man hat das Gefühl in etwas essbares hineinbeißen zu wollen.

Ich hab mich selbst in Gedanken gefragt: Ja, und wozu serviert man das jetzt?
Und musste feststellen, dass ich dezent überfragt bin. Der Wein passt aufgrund der Fruchtigkeit nicht zum Käsefondue und auch nicht zum herzhaften Flammkuchen, leider aber auch nicht so richtig zum Dessert-Käse-Gang, man kann es machen, würde generell aber ein noch süßeres Getränk vorziehen nehmen. Wahrscheinlich finde ich diese Riesling ‚Kabi‘ hier am passendesten als lockeren Aperitif oder Digestif, mit einem gewissen Abstand zu den anderen Weinen, welche entweder noch süßer oder eben trockener sind.

Quasi ist es egal wie man es macht, es ist falsch bzw. nicht optimal. Von daher ist dieser Wein am besten bei jenen aufgehoben, die sich über diesen süßen Riesling völlig unbefangen freuen und ziemlich frei wegschlürfen ohne groß darüber nachzudenken (, ob zum Essen oder einfach so ist eigentlich irrelevant. In gewisser Weise, steht das ja auch so hinten auf der Flasche. 😉 ) Dann reicht die Zeit auch noch für eine zweite Flasche Anselmann, da es die Preise allemal zulassen, dass man sich und seiner Gesellschaft etwas gönnen kann.

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