2014er Gewürztraminer - bio - Pierre Henri Ginglinger - Eguisheim - Elsass

Als kleine Studiums-Abschlussfahrt und zweite kulinarische Studienreise meines Food Management Studiengangs ging es im Sommer 2015 ins Elsass. Klare Sache: eine Genussregion par excelence ! Es gibt wohl insgesamt wenige Regionen, die so vielseitig aufgestellt sind, wie das Elsass. Fast alles was man aus dem Elsass kennt hat eine lange Tradition und unglaublich große ‘Fangemeinde’, wenn man das so sagen kann. Nicht nur dass hier selbstredend die 170km lange Elsässische Weinstraße gibt, nein es gibt auch die Route de la Choucroute – also Sauerkrautstraße – wobei hier die klassische elsässische Sauerkrautplatte gemeint ist. Außerdem gibt es noch die Routes de la carpe frite – also die frittierte Karpfen-Straße und natürlich elsässer Route du fromage mit Rotschmierkäse in diversen Varianten, aber natürlich noch viele andere Käsesorten. Am besten man besucht das Käsehaus La Maison du fromage de Munster in Gunsbach – mit Museum etc etc.
Wir waren auch dort und es waren alle positiv beeindruckt !

Wenn man schon auf kleine Bildungsreise geht, dann muss man im Elsass natürlich auch in das EU-Parlament (tatsächlich sehr beeindruckend) und in den Altstadtgassen von Colmar und Straßbourg. Wir und ich waren im gewissermaßen überall. Man kann sich in diesen beiden Städten als Freund des guten Geschmacks und der Leckerein aller coleur an viel zu vielen Schaufenstern und Vitrinen die Nase plattdrücken. Es gibt viel mehr, als man ‘genießen’ kann ! Nach dem ersten Besuch in den Cave Vinicole Les Faîtières in Orschwiller im nördlichen Bereich des Weinbaugebiets Elsass, musste es freilich noch zu einem kleinen Winzer gehen – vornehmlich mit Bio-Zertifikat.

Ich mag elsässische Weine sehr, muss ich mir gestehen.
Neben der Mosel dem Piemont und natürlich auch Franken zählt das Elsass zu den von mir per se bevorzugten Regionen. Vielleicht liegt es auch der scheinbaren maximalen Gefälligkeit der Weine vom Fuße der Vogesen. (Ist nicht immer so gefällig!)

Rechts geht die Grand Rue von Eguisheim gen Altstadtmitte. Wenn hier die Sonne scheint, kann man sich fast nicht mehr beklagen ! Der Ort versprüht aufgrund der vielen Gasthäuser und noch mehr Weingüter ein Flair, welches man so auch nur von den Zentren der Weinkultur aus unseren Breiten kennt: Volkach in Franken oder Mußbach (Neustadt) und Nußdorf (Landau) in der Pfalz oder Bernkastel-Kues an der Mosel.

Ich fragte diverse Weingüter an, aber mehrheitlich in Eguisheim, aufgrund der ringförmigen Architektur der Stadt selbst. Unter anderen schrieb ich auch der Familie Ginglinger eine Nachricht. Eine Weinbau-Tradition, welche auch hier seit Jahrhunderten gepflegt wird. Aktuell ist es die zwölfte Generationen, welche hier die 15 Hektar Kulturlandschaft pflegt und bearbeitet. Da kam mir das wirklich gute Verkostungsangebot des seit 2001 biologisch arbeitenden Weinguts Pierre Henri Ginglinger, welches in mitten der Altstadt von Eguisheim liegt, gerade recht. Ich nahm es an an und wir bekamen den Crémant des Hauses, den klassischen Riesling 2012 und den damaligen Ambre. Obendrein natürlich Gugelhupf für alle ! Eine sehr gelungene Verkostung, welche aufgrund der klassisch elsässisch sehr gefälligen und mit Konsens-Geschmack überzeugenden Weine im Kopf blieb.

Pierre Henri Ginglinger - Eguisheim - Elsass

Die Auswahl der verkosteten Weine war wirklich gut, da der Crémant zur Hälfte aus Riesling und zur anderen Hälfte Pinot 40% Auxerrois und 10% Pinot Noir und der Ambre aus 50% Grauburgunder und 50% Auxerrois bestand und sich am Ende ohnehin jeder noch einen Gewürztraminer zum mitnehmen einpacken lies. Siehe meine Wenigkeit. Ich nahm unter anderem den 2014er Gewürztraminer mit … und war letzten Herbst erneut dort und packt wiederum 3 Weine ein.

Aber das Weinbaugebiet Elsass mal als erstes. Hier werden etwas mehr als 15000 Hektar Rebfläche bewirtschaftet. Das sind zwar nur 1,8% der gesamten Weinbaufläche Frankreichs, aber immerhin genauso viel ‘Wein’, wie in unserem Gebiet Baden. Wo die Größe der gebiete beinahe identisch ist, kann man auch gleich mit festhalten, dass das Elsass das am wenigsten ‘französische’ Gebiet ist, wenn man es mit den anderen Gebieten Frankreichs vergleicht. Der Anteil an weißen Rebsorten ist hier enorm hoch und der vergleichsweise ‘süße’ Ausbau der Weine schon fast deutsch, für französische Gemüter zumindest. Als meistangebaute rote Rebsorte hat das Elsass den Spätburgunder mit gerade einmal etwas weniger als 10%. Allein 60% sind mit Riesling, Weißburgunder und Gewürztraminer bestückt. Wobei wohl kaum eine Rebsorte für eine bestimmte Region in Frankreich steht, wie die elsässische Nummer 3 ! Der ‘Gewürztraminer’, wenn Franzosen das hören, wissen sie was los ist und woher der kommt – 2007 zu 99,87% aus dem Elsass – nur 4 Hektar standen nicht hier ! Bei der Nummer 1 – dem Riesling – ist es eigentlich nicht viel anders, der dieser nur hier zur Erzeugung von ‘Qualitätswein’ zugelassen ist, er steht aber nicht derart prägnant für eine bestimmte Region, da dieser noch mehr mit Deutschland selbst assoziiert wird.

Der Gewürztraminer der Familie Ginglinger wird hier selbstverständlich von Hand geerntet und, ohne etwaige Aroma-Verluste durch Oxidation beim Abbeeren bzw. Entrappen der Trauben, per Ganztraubenpressung ins Stahlfass gebracht. Nach der behutsamen Vergärung ohne anschließende BSA (glaube ich, lege meine Hand aber nicht ins Feuer, da ich auch kein Analyse vor mir habe) wir der Wein dann nach einigen Wochen noch bis April auf der Feinhefe ruhen gelassen. ( Das Weingut bescheinigt diesem Weißen ein Reifepotential bis zu 5 Jahren . Das habe ich auch bemerkt, denn ich spürte von den sehr feinen und besonderen ‘Aromen’ nicht mehr derart viel, wie man in der Expertise lesen kann. :-/ )

Der Gewürztraminer 2014 – ein mehr als klassischer Wein für diese Region ! Nicht ganz trocken, aber unglaublich goldig in der Farbe und wirklich super traubenfruchtig in der Nase und ausgewogen zwischen Säure, Frucht und Süße im Mund. Im Glas selbst erinnert er mich an diese gelb- & traubenfruchtige und blumig-exotische Art, welche auch Gelber Muskateller bzw. Moscato an sich haben (nur ohne diesen ‘Honig-Touch’), mit diesen wirklich extrem typischen elsässischen Aroma.

Ich finde er duftet und schmeckt auch wie reife Bacchus-Weintrauben / Weinbeeren frisch von der Rebe genascht. Trocken aber mit feiner Süße am oberen Ende von elsässisch trocken. Mein erster Eindruck war: Wow, unglaublich lecker und ausdrucksstark! Perfekt zum sofort ‘aussüffeln’.

Eins noch zum Altuerungspotential: an Tag 2 hatte er zwar schon deutlich nachgelassen, machte aber immernoch Spaß!

Würde ich wieder kaufen und empfehle ich sehr zum Kauf !

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