Ich war wieder einmal im Keller und bin innerlich gespannt mit einer Flasche gefüllt mit scheinbar interessantem Inhalt wieder herauf gekommen. Ohne voreingenommen zu sein freute ich mich ein wenig und stellte die Flasche nochmals kalt. Es handelte sich um eine trockene Riesling Spätlese vom Piesporter Goldtröpfchen, aus dem Jahr 2011 vom Weingut Ulrich Langguth aus traditionsreichen Ort Traben-Trarbach an der Mittelmosel. Ich dachte mir ‚Langguth‘ ? Um es einmal auf den Punkt zu bringen, wo der Wein hier herkommt, ist natürlich die Webpräsenz des Weinguts der beste Anlaufpunkt um sich kurz zu informieren. Also da:
“ Das heutige Weingut ULRICH LANGGUTH in Traben-Trarbach an der Mosel wurde 1921 von Ulrich Langguth nach einer Erbschaftsteilung gegründet. Auf einer Fläche von 4,5 Hektar in unmittelbarer Nähe der Moselorte Enkirch, Piesport und Traben-Trarbach liegt unser Weingut in einer der schönsten Weinregionen Deutschlands, im Herzen von Rheinland-Pfalz. „
Moselweinfamilie Ulrich Langguth langguth-ulrich.com
Durch meinen Bruder Erik Hofmann bin ich Traben-Trarbach-vorbelastet und muss zugeben, dass ich den Ort wirklich mag. Vor allem die Lagen Taubenhaus und Burgberg,
welche sehr dicht am südlichen Ortsteil Trarbach liegen. Daher wird von mir eigentlich alles aus diesem alten Belle Epoque-Weinort positiv assoziiert. Nicht optimal, aber ok !
Ich muss sagen, dass ich durchaus ein großer Fan von den Schiefer-Rieslingen der Mosel bin. Egal ob trocken, feinherb, lieblich oder gar sehr restsüß. Da kenn‘ ich nix ! Ich bin davon überzeugt, dass jeder Wein seine Berechtigung hat und eine optimale Verwendung finden kann. Aber ich bin tatsächlich kein Fan von ‚Massenabfüllern‘, denn da leidet die Qualität im Schnitt doch etwas mehr, als es im Grunde notwendig ist. Trotzdessen dass der Name Langguth in Kombination mit Traben-Trarbach einseitig konnotiert ist, was ‚Qualtität‘ betrifft. Das ist einzig dem international agierenden Unternehmen Franz Wilhelm Langguth Erben zu verdanken.
Das Piesporter Goldtröpfchen: Eigentlich kann man hier ’nichts verkehrt machen‘, oder? Eine wirklich warme und sehr moselnahe Süd-Steillage (lediglich einen Schieferwurf weit weg) mit eigentlich nur hervorragenden Eigenschaften.
Hier kann quasi nur ausgezeichneter Wein entstehen !
Nicht umsonst ist es eine Erste Lage des VDP und für Große Gewächse des Bernkasteler Rings zugelassen. Also was soll schon passieren? könnte man sich als normaler Verbraucher denken, welcher sich kurz über die geographische und bodentechnische Herkunft des Weins informiert hat.
Die Lage existiert wahrscheinlich schon viele viele hunderte Jahre, wenn nicht sogar schon seit über 1000 Jahren.
Bester Beleg für das Alter des Weinbaus an der Mosel ist das 1800 Jahre alte Neumagener Weinschiff von 220 n. Chr.
Schriftlich erwähnt wurde die Lage (zumindest heute noch nachweisbar) erstmal ‚ 1868 ‚ in einem Kellerbuch von 1875.
Zum Wein: Man muss sagen, dass 2011 kein wirklich gutes Jahr an der Mosel war. Das Ergebnis sind wohl im Schnitt eher recht früh alternde Weine. ‚Der‘, Fehler des zu lange im Keller liegenlassens, geht sozusagen auf meine Kappe. Ich hätte ihn früher aus dem Keller holen sollen bzw. müssen !
Der Riesling für diesen Wein wurde per Hand und mit über 88° Öchsle gelesen. Das ist eigentlich schon Auslese-Qualität. Für eine Spätlese benötigt man an der Mosel nur 80°Oe. Hier wurde sozusagen entweder tiefgestapelt (insofern man das darf – was ich nicht genau weiß) oder noch ein anderer Wein minimal verschnitten, welcher nicht ganz so ’süß‘ gelesen wurde. Laut Etikett wurde er ‚lange‘ vergoren und soll ein blumiges Bukett (gehabt) haben. 12% Alc. bringt er mit – moderat würde ich sagen und definitiv nicht durchgegoren.
Was ist übrig geblieben? Eine frische gefühlt sogar fast jugendliche ganz leicht grün-gelbe Nase, aber von dem blumigen Bukett merkt man nur noch mäßig blumige Reste. Ein wenig Zitrus kommt noch heraus, ansonsten leider fast nichts mehr. Ein wenig minimal Steinfrucht konnte ich noch wahrnehmen, aber sonst leider eher ‚flach‘ – meine Schuld.
Auf der Zunge ist er ebenfalls minimal gelbfruchtig.
Er besitzt eine ausgewogene Säure. Im Abgang ist er ganz leicht herb mit einem, zu meiner Verwunderung, Aroma von Sahnekaramell. Irgendwie ein wenig eigenartig, aber bitte, warum nicht. Ich kann es mir nicht erklären. Auch an Tag 2 bleibt dieser dezente Sahnekaramell-Nachgeschmack erhalten. Und auch hier wieder etwas grün. Insgesamt finde ich den Wein etwas unstimmig, was ich hier aber auf das Weinjahr und die vergangenen 9 Jahre schieben möchte.
Schade, hätte ich den Wein doch ein paar Jahre aufgezogen!
Dazu gab es ein paar Gnocchi mit Tomaten-Quinoa-Pesto. 🙂