Verdeca die Puglia 2016

Ein Verdeca di puglia kam auf den Tisch. Eigentlich bin ich kein Fan solcher gesichtslosen Weine, bei denen ich absolut nichts über den ausbauenden Betrieb oder die Herkunft der Trauben erfahren kann, aber hier mache ich mal KEINE Ausnahme. Das ist nicht das, was ich eigentlich auf meinem Tisch haben mag. Ich hab mich echt dusselig gesucht und konnte absolut nichts herausfinden. Selbst auf der Internet-Seite des Herstellers bzw. Importeurs konnte ich rein gar nichts herausfinden, da dieser Wein nicht einmal erwähnt wird. Es ist wirklich bedauerlich, dass eine autochthone Rebsorte dermaßen abgewertet wird, indem man dem Kunden jegliche Informationen verwehrt. Die einzigen nützlichen Informationen sind die Rebsorte und das Jahr.
Der Begriff BIANCO auf dem Rückenetikett ist eigentlich nur Makulatur, da eigentlich nichts anderes möglich ist. Wenn man nur aus ‘weißen’ Trauben einen Wein keltert, dann kann dieser Wein am Ende zwar auch ‘orange’ werden, also zu einem Orange-Wein/Wine, aber da man genau das dann angeben würde, kann auch nur ein Weißwein draus entstehen. Hersteller der Flasche ist Grande Vitae.

Zum Glück war dieser Wein nur ein Geschenk. Das positive daran: Ich hatte bisher sehr wenige Verdecas im Glas. Mit dem hier konnte ich ein wenig mein Wissen erweitern, nicht viel, aber besser als gar nichts. Natürlich hätten sich da andere Verdeca Kreationen besser angeboten, aber einem geschenkten Gaul …
Mal zur Rebsorte: Verdeca ist eine wahrscheinlich recht alte süditalienischer weiße Rebsorte, welche heute vornehmlich in Apulien angebaut wird. Die Beeren / Trauben der Rebe sind im reifen Zustand kräftig grün, wovon sich auch der Name [ verde italienisch für grün ] ableitet. Dass es sich hier um einen IGT – (Indicazione Geografica Tipica) Wein handelt, hilft eigentlich gar nicht weiter, da weder eine Qualitätsstufe nach oben erreichbar zu sein scheint, noch eine Deklaration um eine Stufe nach unten Sinn ergibt. Es ist also Landwein. Landwein ist in Italien nicht unbedingt qualitativ minderwertigerer Wein. Es zeigt aber, dass man sich entweder von den DOC-Auflagen befreien mochte oder sie eben auch so nicht einhalten konnte oder hätte können. Bei diesem Wein ist davon auszugehen, dass er wahrscheinlich unter keinen Umständen DOC-Kriterien hätte entsprechen können. ( Bei der Bezeichnung Landwein treffen in Europa seit einigen Jahren tatsächlich Welten aufeinander. Selbst die besten Bio-Winzer deklarieren ihre Weine so. )

Zum Wein selbst, den ich zu einfachstem süditalienischem Essen – alias Focaccia mit Butter, ein paar Tomaten und Oliven – getrunken habe. Er offenbart sich leider nicht ganz auf die Art, welche auf dem Etikett beschrieben wird.
Er fühlt sich doch um einige Nuancen grüner und vegetabiler im Mund an, als ich es ihm anfangs zugetraut hatte. Man muss ihn doch auch ein wenig mehr aus dem Glas schütteln, als ich mir das vorher dachte, da er nicht derart expressiv in der Nase erscheint. Von dem Aromen her zeigt er sicher eher würzig-kräutrig und auch ein wenig an ätherische Öle aus Kräutern erinnernd. Wenn man ihn im (mit der Hand) geschlossenen Glas schwenkt, kommen auch die fruchtigen Aromen besser zum Vorschein. Ich kann nichts Genaues erriechen, dafür aber exotische und frische Anklänge / Düfte wahrnehmen. Im Mund spürt man eine kräftige Säure. In diesem Wein hat (aus meiner Sicht) definitiv kein biologischer Säureabbau stattgefunden. Es hätte ohne absichtlichen Ausbau im Holzfass auch wenig Sinn gemacht. Die straffe und offensive Säure unterstützt den kräftigen aber irgendwie auch wenig raffinierten Geschmack des Weins. Wäre da irgendwo mehr wohlwollender ‘Geschmack’ im Wein, als nur geschwefelte Rosinen, ein leicht grüner ‘Touch’ und Säure, .. ja dann könnte man ihn im Zweifel einmal empfehlen. Das einzig tatsächlich positive ist der relativ lange Abgang. Damit habe ich ehrlich gesagt, in diesem Fall hier, nicht gerechnet.

Sollte ich in die Verlegenheit kommen, einen guten Verdeca erstehen zu können, dann würde ich davor unbedingt probieren wollen. Ich bin mir unsicher, ob ich da ja einen Wein bekommen würde, der mir überaus gut gefällt.
Müsste ich den Wein bewerten, würde sicherlich eine Zahl zu Buche stehen, die mit einer 7 beginnt. Hier gibt es also keine Empfehlung auszusprechen, leider – aber wahr.

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