Es war im Frühjahr 2018 auf der Rückreise von einer kleinen Osteuropa-Rundfahrt in einem recht groß sortierten Verbauchermarkt im norden von Tschechien. Eigentlich wollte ich den nur nehmen, weil er so spartanisch und einfach aber doch irgendwie bodenständig gestaltet war. Ein bulgarischer rosé Wein namens Rosafarbener ( Rosaner / Pinker ) Bär. Ich dachte mir, dass selbst wenn er nicht schmeckt, es nicht schlimm um die wirklich sehr günstigen 59 bzw. 69 Tschechischen Kronen wäre. ‚Jetzt‘ dachte ich mir: Es sind/waren fast 40°C im Dorf .. schlimmer kann es nicht werden, also ab in den Kühlschrank damit. Der wird jetzt probiert ! Ob er will oder nicht !
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Ich machte ihn leicht gekühlt auf und musste feststellen, dass dieser Rosé irgendwie recht flach ist, ohne besondere Nuancen von irgendwas. Dezent süß .. gefühlt irgendwo bei 4-6g RZ/l und nicht wirklich lebendiger Säure. Also stellte ich ihn wieder kalt und hoffte innig, dass er bei geringeren Temperaturen irgendwie besser oder interessanter wird. Leider war dem nicht so. Er hat sich im Grunde auch bei 6°C nicht anders gezeigt als mit ~11/12°C. Es bleibt zu festzuhalten, dass er wenig Aroma und Bouquet hat und ansonsten scheinbar irgendwie gefällig wirkt, ohne das wirklich zu sein. Statt gefällig ist er eher ein wenig lahm.
Heute dann hab ich mal endlich nachgeschaut, um was es sich da denn da feines in der Flasche handelt. Laut Hersteller soll es sich hierbei um einen Merlot Rosé Wein handeln. Die Trauben sollen aus Melnik, in der südwestlichen Ecke von Bulgarien, stammen. Für diesen Preis bekommt man eigentlich auch in Melnik nichts Gutes, könnte ich mir denken. Selbst Winston Churchill soll Rotwein aus Melnik bevorzugt haben. Wie schlecht sollte es den dortigen Winzern gehen, solch eine Qualität abzuliefern. Der Wein wird mit tollen Worten wie „unvergesslichen Duft von Walderdbeeren und Kirschen“ und „Der fruchtige, leichte Geschmack“ beschrieben. Das einzige was ich nachvollziehen konnte war der „leichte Geschmack“, sonst ist die Beschreibung eher etwas positiver als das Erlebnis selbst. Aber gut, große Hersteller müssen so arbeiten.
Wenn dann der Wein wirklich so wäre wie beschrieben, dann wäre ja alles wunderbar. Wenn er nicht so schmeckt wie beschrieben, wäre das auch noch kein Beinbruch. Aber wenn der Wein dann auch noch hin und wieder eklatant fehlerhaft bzw. eigentlich gar nicht verkaufsfähig zu sein scheint, hört der Spaß eigentlich auf. Bei einer Produktwarnung auf der allem Anschein nach nicht staatlichen tschechischen Seite „potraviny na pranýři“ (zu deutsch soviel wie: Essen am Pranger) heißt es: „Der Wein wurde durch Zugabe von 69% Wasser, synthetischem Glycerin und einem Überschuss an Ethanol aus zugesetztem Zucker verfälscht.“ (04.08.2014) In einem neuren Eintrag von 2017 wird eine Flasche mit schimmeligem Geruch und Geschmack beschrieben. (05.12.2017) Nicht wirklich lecker.
Selbst wenn diese Bewertung / Beschreibungen bzw. Warnungen von privaten Nutzern erstellt worden und daher auch gefälscht sein könnten, macht es mich doch mehr als nur stutzig. Ich muss sagen, dass ich nach einem 0,1l Glas den Wein komplett weggeschüttet habe. Selbst wenn es bei einem Zweifel bleiben sollte, weil meine Charge eine andere und vielleicht nicht auffällig schlechte war. Der diesem Moment der Erkenntnis mitschwingende negative Verdacht, macht dass man den Wein nich mehr trinken möchte. Das war allerbestes Lehrgeld. Aber ich muss sagen, dass ich da selbst dran schuld bin – keine Frage. Beim nächsten mal wird ein besserer bulgarischer Wein gekauft & oder getrunken !