Onkel Heiner Seiner 2017 - 3 Zeilen Weinmanufaktur

Letztens war ich per Zufall in der Nähe vom Schwanenberg am Steigerwald, Heimat zahlreicher toller und diversester Lagen. Und ich dachte mir, ich statte einem altbekannten Weinfreunden rasch einen kurzen Besuch ab. Tja denkste… Zuerst bog ich in die gutbürgerliche Siedlung ein und ging schnurstracks zur Weinmanufaktur von Christian und natürlich auch Alexandra Müller-Ehrlich. Ein kurzes klingeln und wenigen Sekunden rief jemand meinen Namen vom Balkon. Es war der Chef persönlich. Die Zeit vergeht und verging wie im Flug. „Wann haben wir uns zuletzt gesehen?“ Es muss minimum ein, wenn nicht gar zwei Jahre her gewesen sein, auf eine FÖW Veranstaltung oder ähnlichem.

Kleine Verkostung vor Ort in der Kellerbar in Rödelsee

Wir gingen rasch in den kleinen Verkostungskeller und der Chef konnte nicht anders, als mit mir einen Teil seiner feinen Kollektion im Schnelldurchlauf durchzuprobieren. Wir sprachen unter anderem über das vergangene und aktuelle Weinjahr und mussten feststellen, dass, auch bei allen Investitionen in mögliche Bewässerungsinfrastruktur, ein Mindestmaß an Regen dennoch fallen muss. Denn manche Winzer möchten eigentlich mehr als gern auf Bewässerung verzichten. Es ist nicht nur damit getan einen künstlichen See anzulegen, man muss auch durch unzählige Kilometer Schlauch das Wasser bis zur Rebe bringen.

Was für eine Farbe !

Der erste Wein bei der kleinen Basics-Verkostung war der Johanniter. Ein toller Einstiegswein mit feine Säure und minimal exotisch fruchtigen Nuancen, klasse trocken, unglaublich trinkig ohne zu aufdringlich zu sein. Ein leichter Sommerwein, dessen volle 12% alc. man ihm nicht anmerken möchte. Tolles Teil, keine Frage ! Der zweite Wein war der Müller-Thurgau, dessen Bouquet eigentlich jedem ein Grinsen ins Gesicht zaubern sollte. Eine unglaubliche und früh-sommerlich anmutende Präsenz. Er ist allem voran echt sehr floral, er duftet geradezu aus dem Glas heraus, ohne eigentlich derart reduktiv ausgebaut worden zu sein. Weiterhin ist er schön dezent mineralisch und auch ein ganz kleines bisschen rauchig. Die Aromatik wird noch ganz subtil von gelben Früchten und einem Hauch Pfirsisch ergänzt. 1A !

Blick über den Rödelseer Küchenmeister

Wein 3 in der Verkostungsreihe war der Bacchus Basic, der schon eher wieder leicht untypisch daher kommt. Er ist aus meiner Sicht unglaublich sein zurückhaltend und sehr bodenbezogen mineralisch, was sich in weit weniger fruchtigen Anklängen und einer recht konzentrierten Salzigkeit zeigt. Ich finde ihn leicht ruppig im Mund, aber nichts desto trotz sehr rund. Tolles Teil – fantastisch lecker ! Der letzte bei diesem Besuch verkostete Wein war der Blanc. Einer der bekanntesten Weine von Christian Ehrlich ! Der ‚Blanc‘ ist ein reiner Sauvignon Blanc und wurde in mehrfach belegten Tonneaux ausgebaut. Er besitzt recht viel Körper und ist zum Glück nicht derart geradlinig, scharf, puristisch usw. wie man es heutzutage oft liest. Die Holzfässer verleien dem strohgelben Pinot ein gefühlt sehr zentriertes Dasein. Er scheint eine besondere Wärme zu besitzen, obwohl er gekühlt ins Glas kam. Er vermittelt eine gewisse Gemütlichkeit und ist trotzdem mineralisch und durch seine Säure auch eine besondere und leichte Lebendigkeit. Wenn ich mich nicht irre, habe ich auch noch einen Hauch reifes Bananenaroma wahrgenommen. Er hat trotzdem einen guten vollen Zug im Mund und einen langen Abgang. Ein, wie eigentlich jedes Jahr, wirklich toller Wein !

Mit Bio-Pasta, Bio-Tomaten, Pecorino selbst gerieben, Taggiasca-Oliven

In diesem Wein-Tagebucheintrag geht es nun aber endlich ums eingemachte: Onkel Heiner Seiner 2017. Ein Orange Wein, wie ihn Onkel Heiner nicht wirklich gemacht hat, aber er hat eine Art ziemlich derben und Orange-artigen Wein aus der allerletzten Quetschung (nicht Pressung) gemacht. Christian Ehrlich hatte den Plan in seiner Natural-Linie auch einen Orange-Wein zu haben, so wie Onkel Heiner damals eben seinen ganz speziellen Wein kelterte. Was dabei heraus gekommen ist kann man gut erkennen: Ein erstaunlich farbintensiv orangefarbener Wein. Einfach Wow!

Mit Bio-Tomaten, Bio-Roggenweck, Fior di latte piemontese, Bio-Olivenöl

Aber was steckt drin ? Christian Ehrlich und seine Helfer haben die besten Grauburgunder Beeren per Hand von der Traube gezupft und sie auf der Maische stehen gelassen. Das ist der Grundstock für die strahlende Farbe. Nachdem das Ganze volle 14 Tage auf der Maische stand, wurde diese gepresst und mit Most vom Silvaner ergänzt und für sowohl die Gärung, als auch den Ausbau danach ins kleine Holzfass gelegt. Nicht zu kurz und nicht zu lang, aber fast ein ganzes Jahr hatte der Wein Zeit zum reifen. Mit relativ wenig Schwefel kam Onkel Heiner Seiner dann 2019 auf die Flasche und da ist er nun ! Der erste Orange des Hauses !

Eine Farbe irgendwo zwischen einem goldenen Hefeweizen und einer Kaki; wunderbar anzusehen ! Wenn man ihn ein wenig schüttelt und eingießt, wird er leicht trüb. Man kann ihn aber auch klar genießen, wenn man ihn stehend kühlt. In der Nase ist er eine weit weniger expressive und reduktive Erscheinung, als die Basics. Aber logisch, die waren im Stahlfass und der hier im Holz. Im Holzfass hat man keinen Sauerstoffabschluss und somit tendenziell etwas weniger vordergründig fruchtige Weine. Er ist dezent gelbfruchtig, etwas hefiges hat er auch und eine Spur Birne meine ich erkannt zu haben. Die Gelbfruchtigkeit geht aber weniger in die bekannte Richtung, sondern eher ein wenig in jene von Streuobstwiesenmost. Es hat irgendetwas von sehr reifem heimisch Fallobst. Er kommt mir für einen Orange etwas lean und clean rüber, was aber nicht schlimm ist, da ich weiß, dass nur das beste und gesündeste Traubenmaterial verarbeitet wurde. So erklärt sich auch die recht feine Phenolik. Klasse !

Die hefige Note bleibt im Mund vollendes erhalten und wird mit ein wenig geübter Sauerstoffzufuhr per ‚Schlürfen‘ auch ziemlich herb, wenn man es etwas übertreibt. Es sei der Probe und dem Spaß am Wein geschuldet, es ein oder zweimal zu übertreiben. Wenn man nicht zu eilig süffelt, spürt man im recht langen Abgang ‚hinten raus‘ die reifen Äpfel und Brinen etc. – ein toller Geschmack ! (Dafür braucht man mitunter ein wenig Ruhe im Raum und Zeit ! Bestenfalls beides zugleich !) Für meine Bedürfnisse: Geiler Scheiß !

Update: Einmal hatte ich nebst dem hefigen und dezent fallobstigen Aroma, ein an Rosinen erinnerndes Aroma. Es war für einen Moment ein Apfelstrudel in meiner Nase ! 😀

Das Glas: Rona Medeia – mundgeblasen ! Direkt-Import ! 🙂 Zweimal 1. zugleich ! Welche eine Ehre für mich kl. Hanswur..!

UPDATE: Onkel Heiner (Seiner) wurde natürlich fortgsetzt ! Den aktuellen von Onkel Heiner 2.0 mit verlängertem Ausbau im Holz hatte der geschätzte Blogger, Verkoster uvm. Chez Matze im Glas und der Artikel dazu kam gerade ganz frisch raus. Ein kurzer und interessanter Blogbeitrag !

https://chezmatze.de/2021/10/05/drei-zeilen-onkel-heiner-2-0/

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