Kurzum: Oliven sind etwas Wunderbares und obendrein sind sie unglaublich lecker und wohl auch sehr gesund. Das liegt zum einen an den guten sehr offensichtlichen Inhaltsstoffen wie Natrium, Calcium, Magnesium, Phosphor und Eisen, als auch Vitamin A und Folsäure. Zu den weniger offen-sichtlichen Inhaltsstoffen, welche aber sehr maßgeblich für den Geschmack und die positive Wirkung von Oliven und dem aus ihnen entstandenen Öl sind, gehören der antioxidativ wirkende Bitterstoff Oleuropein und der hohe Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren bzw. Omega-6-Fettsäuren. Omega-3 Fettsäuren sollen wohl besser sein, aber trotz solch einem Manko, dass Oliven/-öl kaum ‚Omega-3′ besitzt hat gutes Olivenöl aus vorzugsweise ökologischem Anbau wahrscheinlich mehr Leben verlängert als verkürzt. Das Verhältnis von Omega-6 zu 3 liegt bei Olivenöl wohl bei circa 8:1 – bei Rapskernöl wohl sogar bei 2 : 1, Hanföl 2,5 : 1, Leindotteröl schon 1 zu 2, Ciasamenöl 1 : 3 und bei Leinöl sogar bei 1 : 4. Nachteil: Diese Öle sind für ’normale‘ Einkommen als ‚Masse-Öl‘ eher unpraktikabel und hinken dem Olivenöl geschmacklich ein wenig nach, finde ich.
Wahrscheinlich ausgelöst durch die Olivenscheiben auf der Pizza der Zeichentrickserie ‚Mutant Ninja TURTLES‘, hatte ich irgendwann während der Zeit meiner Lehre eine Vorliebe für Oliven entwickelt. Anfänglich kaufte ich nur geschwärzte Oliven, bis ich nach einigen Jahren hier und da einmal wesentlich bessere Oliven probieren durfte. Eigenartigerweise waren Oliven bei meinen Eltern und speziell meiner Mutter nie ein Thema, obwohl auch gerade sie ein echter Genussmensch war. Nach meiner Ausbildung war die erste Station das Eden Roc in Ascona und einen Sommer später das Waldhaus Resort in Flims. In beiden Häusern hatte ich dann immer wieder mit Taggiasca Oliven gearbeitet und dort dann auch schätzen bzw. lieben gelernt. Jetzt würde ich sie nicht mehr missen wollen. Im August 2015 kam ich dann auch endlich einmal an der Taggia vorbei. Damals hatte ich aber unglücklicherweise keine Zeit, dort einmal in einen Olivenhain zu fahren, um den Ursprungsort meiner Lieblingsoliven anzuschauen. Sehr schade, ja !
Als ich dann letztes Jahr in Italien die Bio – Leccino Oliven im Coop sah, nahm ich natürlich ob der Ähnlichkeit zu den geliebten Verwandten namens Taggiasca / Taggiasche direkt 2 Gläser mit. Und jetzt war die Zeit gekommen um einmal beide Variationen zu vergleichen. Damit der Test nicht allzu steril wirkt und schmeckt, hatte ich mir noch eine Burrata ‚Murmel‘ (wie ich gerne, auch zu Mozzarella sage) von ‚Casa di Pietro‘ besorgt sowie Bio Tomaten und gutes Ciabatta/Baguette – gut: banales Weizengebäck – wenn man es genau nimmt. Dafür kommt der Burrata aus einem verantwortungsvollen Unternehmen, wenn man der selbst ausgelobten / auferlegten sozialen Verantwortung Glauben schenken darf, was ich tue. Es spricht nichts dagegen. Als Weinbegleitung hatte ich den kaulós von Terre de Gufo da.
Oliven kommen ja eigentlich aus jeder Ecke in Italien. Es gibt sie schon mitten in den Bergen, beispielsweise im Norden des Gardasees. Hier wachsen am Hang des 300m im Osten von Riva del Garda aufsteigenden Monte Brione. Da bekommt man sogar von diesen kaum 15 Hektar Olivenhainen sortenreines bio-zertifiziertes Olivenöl. Und am anderen Ende von Italien am Punta Meliso in Santa Maria di Leuca hatte ich mir vor circa eineinhalb Jahren ebenso ein lokal produziertes und kalt gepresstes Olivenöl gekauft. Diese kleinen italienisches Lebenselixir beinhaltenden Früchte wachsen gewissermaßen fast überall im Land.
Aber Taggiasca Oliven kommen lediglich von den Hängen der Taggia in Ligurien, welche circa 5km östlich von San Remo ins Ligurische Meer fließt. Ich hatte mal gelesen, dass diese Sorte eigentlich minimal vor der vollen Reife geerntet wird. Jetzt hatte ich gelesen, dass sie im Januar geerntet werden. Wenn man nicht vor Ort mit einem Erzeuger spricht, weiß man definitiv zu wenig. Sie sollen wohl etwas weniger Säure haben als andere Oliven. Auf die Säure bezogen würde das beim Wein bedeuten, dass er ganz bestimmt nicht leicht zu früh, sondern lieber vollreif geerntet würde. Aber gut, da kenne ich mich leider nicht gut genug aus, wie sich das bei Oliven verhält.
Leccino Oliven können quasi aus jeder Region Italiens stammen, kommen ursprünglich wohl aber aus der Toskana. Der Leccino-Olivenbaum kommt wohl mit etwas kühlerem Klima besser zurecht, wohingegen wohl der Taggiasca-Olivenbaum Hitze besser vertragen können soll. Diese Angaben halte ich für logisch, nachvollziehbar und auch authentisch, auch wenn ich sie nicht aus erster Hand habe.
Vor dem sensorischen Test wird das Ganze natürlich ein wenig begutachtet. Und es fällt prompt auf, dass die Leccino Oliven im Durchschnitt gefühlt 50% größer sind als die somit etwas kleineren Taggiasca-Oliven. Die Taggiascas haben ein wenig mehr Masserungen an der Außenhaut, was aber rein optisch ist. Die farblichen Varianzen zwischen den einzelnen Oliven sind bei beiden Sorten recht ähnlich. Es geht vom dunklen gelblich-grünen Farbton, über einen rot-bräunlichen und bei den Leccinos auch violetten Ton bis hin zu sehr dunklen, ja fast schwarzen Oliven. Die Taggiascas sind im Gros circa rot-bräunlich mit Abweichungen und die Leccinos einen guten Tick dunkler. Vielleicht liegt es oder lag es an der vermeintlich längeren Sonneneinstrahlung.
Ich gehe mal davon aus, dass diese Leccinos aus der Toskana kommen, da der Hersteller (Inpa S.p.a. im Westen von Florenz, nahe Empoli), scheinbar auf Regionalität bedacht ist. Leccinos werden aber in ganz Italien angebaut.
Zum entscheidenden – dem Geschmack: Man muss sagen, dass das hier keine einfache Disziplin ist, da beide Oliven mit Öl benetzt sind und auch mit Essig dran wäre es nicht wirklich einfacher. Geschmackliche Unterschiede werden so auf Nuancen reduziert, die es herauszufinden gilt.
Die Taggiasca Oliven sind bei mir in diesem Fall etwas fester im Biss als die Leccinos, wenn auch nur minimal, da diese auch leicht knackig im Biss sind, was wohl an der Dicker der Haut liegt. Einen größeren Unterschied gibt es da schon beim Kauen. Da an den Leccinos eben etwas mehr dran ist und durch das Salz bei der Herstellung das Fruchtfleisch etwas weich bzw. mürbe wird, spürt man hier das Fruchfleisch dezent mehr und es kommt einem auch etwas zarter vor. Die ligurischen Taggiascas sind insgesamt etwas fester als die etwas größeren Pendants der Toskana.
Die Leccinos sind im Geschmack leicht herb, minimal bitter und insgesamt recht sanft. Die Taggiasca Oliven hingegen sind etwas bitterer, salziger und insgesamt etwas ‚dunkler‘ im Geschmack. Es kam mir so vor, als hätten diese die Ligurische Sonne noch stärker in sich aufgesogen und in Geschmack umgewandelt. Da diese so klein sind und recht salzig etc. etc. kam mir der Geschmack schon fast ein wenig ’sardellenartig‘ vor. Die Leccino kam mir insgesamt ein wenig ‚oliviger‘ vor und die Taggiasca-Olive rauer und kerniger, wenngleich natürlich dennoch auf einem Niveau, welches man als ‚zarte Oliven‘ umschreiben könnte.
Einen Favoriten konnte ich nicht wirklich feststellen. Die beiden Olivensorten sind sich doch recht ähnlich und beide auf ihre jeweilige Art extrem lecker ! Ich werde aber beide in Zukunft wieder kaufen, soviel steht definitiv fest ! Oliven <3 !