Domaines Jo Landron Atmosphères - ein Vin Mousseux von der Loire

Als ich mir diese Flasche irgendwann um 2014 zugelegt hatte, da hatte ich gerade erst einmal ein wenig Ahnung von überdurchschnittlich modernem und gutem (tauber-) fränkischen Wein bekommen, aber von Loire, Muscadet und Domaines Landron noch überhaupt nichts probiert oder getrunken. Gehört zwar, .. aber das ist freilich kein Ersatz.
Ich bin über Martin Kössler und dessen Weinhalle Nürnberg an die Flasche gekommen. Weil ich tatsächlich nach Etikett und Typus gekauft hatte, war mir der Geschmack damals zweitrangig, wenngleich ich volles Vertrauen hatte, dass es sich hierbei definitiv nicht um eine Fehlinvestition handeln würde. Ich würde behaupten, dass ich recht behalten habe !

Domaines Landron ? Um es kurz zu machen, es ist ein fast 50 Hektar bewirtschaftendes Weingut, welches keine 10 km gen Südosten vor der Stadtgrenze von Nantes liegt. Das Weingut liegt im Gebiet Muscadet, welches zum Gebiet Vignoble (du Pays) Nantais gehört. Joseph (genannt Jo) Landron übernahm vor 40 Jahren das elterliche Weingut von seinem Vater und gestaltet und führt es bis heute. Wie so manche Erzeuger stellte er gemäß seiner Philosophie 1987 auf biologische Landwirtschaft um und erhöhte diesen Anspruch, auf die Umstände der Erzeugung seiner Weine, 2011 auf bio-dynamischen Anbau. Die Reben der Domaine Landron stehen auf einem recht vielseitigen Untergrund aus Granit, Quartz/Quarz, Grauwacke und Orthogneis, sowie Amphibolit und Sandstein, welche man spüren und schmecken können soll, wenn es nach manchen Profis geht. Im Atmosphères sollen 36% Folle Blanche, 33% Pinot Noir und 31% Chardonnay stecken. Andere bzw. ältere Quellen geben andere Cuvetierungen an. In meinem Exemplar steckt als auf jeden Fall Folle Blanche und Spätburgunder. Es kann sein, dass der Pinot Noir-Anteil und Chardonnay hinzu cuvetiert wurde, da die Nachfrage nach diesem Schaumwein in den vergangenen Jahren sukzessive gestiegen sein soll.
Alle Trauben sind von Hand gelesen und wurden im Ganzen, also die ganze Traube mit Stiel/Rappe, klassisch in einer pneumatischen Presse ausgequetscht. Ich gehe davon aus, dass er so die Tanninstruktur eher sanft halten bzw. gestalten wollte. Ob der Atmosphères schon gleich zu anfangs oder erst direkt vor Abfüllung auf die Flaschen verschnitten wurde, steht nirgends, ist auch nur bedingt relevant, denn die Domaines Landron gibt an, dass der Grundwein nicht abgestochen wurde. Das bedeutet, dass der Wein die erste Gärung auf dem kompletten Trub im Fass verbracht hat, während der klassische Winzer nach wenigen Tagen den Wein vom Trub abpumpt und den Wein erstmal auf der mitgepumpten Hefe erneut zu Ruhe kommen darf. Die Philosophie des Winzers kann man nur akzeptieren.

Zu meinem Geburtstag zum Herbstanfang diesen Jahres habe ich mir diese Flasche aus dem Keller geholt, da ich mir dachte, dass das ‚heute‘ ein schöner und passender Moment ist. Und es war ganz bestimmt die richtige Entscheidung, wenngleich noch andere feine Tropfen im Keller warten.
Es handelt sich hierbei um einen Vin mousseux de Qualité (zu deutsch: Qualitätsschaumwein) hergestellt per Méthode Traditionnelle. Also im Grunde ein gewöhnlicher Sekt aus Frankreich, welcher nach klassischer Art des Handwerks hergestellt wurde, ergo auch per Flaschengärung. Er (der Vin mousseux) muss(te) mindestens/wenigstens 3 Monate auf der Hefe liegen und 9 Monate auf Flasche reifen und am Ende bei Raumtemperatur einen Druck von 3,5 bar haben. Landron gibt ihm 4 Monate auf der Hefe bevor, die Flaschen im Weingut nochmals zwischen 12-24 Monate reifen dürfen.

Exkurs: Frankreich kennt mehr als nur Schau,- und Perlwein !

– Le Vin Mousseux (VM)
– Le Vin Mousseux de Qualité (VMQ)
– Le Vin Mousseux de Qualité Produit dans une Région Déterminée (VMQPRD) et les Crémants
– Le Vin Pétillant (VP)
– Le Vin Pétillant de Qualité Produit dans une Région Déterminée (VPQPRD)
– Le Vin Mousseux gazéifié
– Le Vin Pétillant gazéifié

Soweit, so gut. Nun aber zum Eingemachten ! Jo Landron ist, um es freundlich zu sagen, kein großer Fan von zu viel Kellertechnik, welche seine Weine beeinflusst. Joseph lässt alle seine Moste spontan vergären, setzt weder Enzyme, noch Additive oder gar Korrekturen durch die Möglichkeiten der modernen Önologie ein. Er ist gegen Chaptalisierung (Aufzuckerung – ein kontroverses Thema), gegen Ent- oder Aufsäuerung und für nur minimale Schwefelung. Jo Landron ist bedacht auf die Umwelt und möchte diese auch in seinen Weinen widerspiegeln und das in allererster Linie in puncto Natürlichkeit, mineralische Aromatik und Lagerfähigkeit. Klare Sache, er ist ein großer Befürworter von Naturwein !

Apropos – selten spalten sich aktuell die Gemüter in der Weinszene wie bei dem Begriff selbst bzw. denen Weinen, welche als Naturwein bezeichnet / vermarktet werden. Dazu gibt es gerade einen neuen und interessant zu lesenden Artikel im SZ-Magazin. Den Anspruch auf Vollständigkeit kann dabei kaum ein Artikel haben, das ist nicht möglich.

Ich habe ihn zu süßem und herzhaftem kombiniert und finde, dass die Bläschen zwar feiner sein könnten, dass das Aroma mindestens so gut wie versprochen und erhofft ist. Er ist weit weniger hefig als gedacht, er lag ja aber auch keine Jahre auf der Hefe, sondern nur ein paar Monate. So konnte er sich eine recht jugendliche Frische erhalten. Die fein und zugleich kraftvolle Säure unterstreicht diese Frische nachhaltig. Der Atmosphères ist trotz der geringen Schwefelung echt stabil und standhaft gewesen. Selbst nach über einer Woche, kam mir noch ein fast originales Aroma aus dem Glas entgegen. Ganz dezent Brioche und dann schon fein florale Aromen mit Anklängen von Birnen und sauren jungen hellen Beeren. Das Aroma hat mich ein wenig an weiße Johannisbeeren erinnert. Am Gaumen ist die Säure noch präsenter, gefolgt von zurückhaltenden Brioch- und etwas frühreifen Kernobst-Aromen in Richtung Birne. Selbst im Abgang geht die Säure in den Vordergrund und zeigt den Boden genau dort irgendwie am besten. Ein Toller Vin mousseux von der Loire, welcher kein Chenin Blanc ist und auch nicht sein muss. Ich würde wieder zugreifen !

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