Es war auf einer Hochzeit zweier wohl geschätzten Herren im Taubertal, wobei einer der beiden doch von etwas weiter her kam. Was aber eigentlich nichts zur Sache tut, außer der francophonen Wurzeln des Bräutigams from abroad. Diese Wurzeln und die Leidenschaft für gutes Essen und guten Wein hatte zur Folge, dass hochklassiger burgundischer Rotwein als ungeschriebenes Gesetz zur Pflicht wurde.

Selbstverständlich genehmigte ich mir da im Sommer 2022 auch ein paar Schlucke, für ganze Gläser war gar keine Zeit. Aber eine Reserveflasche durfte mir zu eigen werden.

Die Domaine Tollot-Beaut befindet sich in Chorey-les-Beaune. Das liegt im Nordosten der burgundischen Wein-Metropole .. ok Metropolchen .. Beaune, 40km Landabwärts von Dijon aus der Fließrichtung der Saône folgend, praktisch auf gleicher Höhe wie Luzern oder Graz.

Aber wer oder was ist diese Domaine ? Kurzum: 24 Hektar biologischer Weinbau, wovon über 90% Spätburgunder sind und der Rest ein wenig Chardonnay als Ergänzung. Verteilt ist das Ganze auf gut 30 verschiedene Weinberge bzw. Parzellen, da nicht bei jeder Parzelle eine Neigung vorhanden ist, dass man es hierzulande als ‘Weinberg’ verstehen würde. Was aber auch daher rührt, dass seit jeher die nötige Wärme für Weinbau in Frankreich nicht nur auf zur Sonne geneigten Hängen zugegen war.

Nathalie Tollot und ihre Geschwister arbeiten in diesem Bio-Weingut mit viel Hingebung für sehr niedrigen Erträge und dem Ziel überdurchschnittlich körperreiche Weine zu kreieren. Um das zu erreichen versucht man das oenologische Spektrum auszureizen und macht von der Methode carbonique (Ganztraubengärung mit Stiel/unentrappt) bis zum Gegenteil entrappt und eingemaischt eigentlich alles. Dass quasi alles spontan und mit abgewartetem biologischem Säureabbau vergoren wird, versteht sich so fast von allein. Ausgebaut wird ganz klassisch überwiegend in gebrauchten Barriques, mindestens ein bis zwei Jahre auf der Feinhefe. Es wird während des Ausbaus nicht aufgerührt und anschließend auch nicht filtriert. Es soll wohl kaum wesentlich Besseres aus dieser Appellation geben, heißt es. Die Weinstilistik ist modern, mit den wohl besten Elementen der Vergangenheit. Die in den vergangenen Jahren sehr hohe Kostanz bei der Qualität der Weine ist eines der bedeutensten Merkmale dieses Weinguts. Quasi jeder Wein ist stets eine Bank, auf die man sich verlassen kann, aber man muss ein Spätburgunder-Fan sein um diesen Hochgenuss vollends genießen zu können.

Der ‘Bourgogne’ ist der Eintiegswein der Domaine und bildet preislich das Fundament der Kollektion, wenngleich hier eine Qualität geliefert wird, nach der andere Weingüter vielleicht gerade erst anfangen zu streben. Er stammt aus zwei Wingerten des Orts. Einmal einen Hektar groß, der anderer doppelt so groß – macht etwa 3 Hektar.

Die Trauben wurden entrappt und kalt mazeratiert im Beton spontan vergoren. Soll heißen die Maische wurde gekühlt im gemauerten Fass vergoren und währenddessen ein wenig heruntergekühlt. Die malolaktische Gärung/Der biologischer Säureabbau und der Ausbau selbst fanden für etwa 1,5 Jahre in überwiegend gebrauchten Barriques statt. Seit 2014 setzt man nach dem Abbeeren eine optische Beerensortiermaschine ein, was zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg nochmals einen kleinen Qualitätsvorsprung gewährt, denn ausschließlich die reifen Beeren kommen durch, der Rest wird rausgeblasen. Ein Gewinn an Feinheit & Klarheit in der Aromatik.

Nathalie Tollot ist wohl eine Befürworterin von mehrjährigen Routen und dem Kordonschnitt, wodurch sich neues Holz nur alle 4 bis 5 Jahre zwischen den Drähten wiederfindet. Dieser Stil ist an der Cote de Beaune vergleichbar mit dem von Jean Grivot an der knapp nördlicheren Cote de Nuits.

Dieser Einstiegs-Pinot Noir punktet in Sachen Kirscharomatik: sehr fein, duftend und dennoch nicht zu puristisch – dass die Weine körperbetont sein sollen, soll auch hier zu erkennen sein. Achtung, anderes kirschig als Barbaresco – der zudme mit viel Holz punkten möchte, aber auch auf Kirschigkeit abzielen vermag. Zu dieser Kirsche gesellt sich noch rote Johannisbeere. Bei den übergeordneten Weinen wird die Aromatik noch ausgefeilter und spannender. Hier hat man auch nur die grundlegendsten Verfahrensweisen der oenologischen Möglichkeiten angewandet. Frisch, fruchtig, nicht zu viel Gerbstoff – sogesehen unkomplizierter Genuss pur.

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