Kennengelernt und zum ersten Mal probiert hatte ich die Weine von Glaser-Himmelstoss auf der Präsentation des VDP.Franken im ‚Bürgerspital‘ am 05.05.2019 in Würzburg.
Ein guter Teil meines Interesses und meiner Augenmerks entfiel sogleich auf den noch ziemlich jungen Dettelbacher Grauburgunder. Da das Weingut im VDP beheimatet, bemerkt man natürlich an der Deklaration sofort, dass es sich hierbei um einen Ortswein handelt. Noch keinen Monat auf der Flasche, zeigte er doch, wo es mit ihm noch einmal hingehen wird. Und zwar in gute Gläser, denn hier wurde ganz bewusst ein spannender Grauburgunder kreiert, den es so – in diesen Breiten – nicht sehr häufig gibt, leider. Leider oder zum Glück. Ganz sicher bin ich mir da nicht, denn dann wäre es ja auch wenig spannend, würde es jedes Weingut so machen, wie es die Junior-Chefin des mainfränkischen Hauses Glaser-Himmelstoss Julia Glaser getan hat.
Mit Informationen aus erster Hand versorgt, kann man sich ein Bild vom neuen Anspruch an diesen von Hand gelesenen Grauburgunder machen. Die erste Lese und zugleich auch Hauptlese ging ins Stahlfass und die zweite bzw. Nachlese wurde auf der Maische vergoren. Nach fast zwei Wochen auf der Maische wurde diese komplett inklusive Vollhefe anschließend in mehrfach belegte Barriques überführt. Der klassisch im Stahl ausgebaute und modern gemaischte und im Holz ausgebaute Grauburgunder trafen erst im Rückverschnitt wieder aufeinander, wobei der Graue Fass-Burgunder in der finalen Komposition ‚nur‚ 8 Prozent beträgt. Das erklärt auch ganz gut die tolle gelb-goldene Farbe des Weines, welche ganz dezent auch ins orangene hineinragt. Gefällt mir wirklich ausgesprochen gut so ! Die übrige im Holz ausgebaute Burgunder Partie wird noch separat abgefüllt, was ebenfalls mehr als spannend werden könnte. (bernsteinfarben … etc. war er nicht, finde ich. So ist’s gut.)
Leider wollten die Hefen nicht ganz so, wie es sich die Chefin in spe gewünscht hatte. Der Wein ist nicht ganz klassisch bzw. fränkisch trocken geworden und hat aktuell noch 5,5g/l Restsüße. Wir waren d’accord, dass etwas weniger noch spannender gewesen wäre, aber Wein sollte immer als Naturprodukt gesehen, verstanden und geschätzt werden und da ist solch eine kleine Abweichung kein Frevel, sondern das natürlichste der Welt. Die aparte Restsüße hat 6g/l Säure als Partner neben sich und die beiden harmonieren wirklich ausgesprochen miteinander.
Von der Aromatik her finde ich, geht dieser recht moderne Grauburgunder eher als Riesling durch. Er hebt sich für mein Empfinden klar von dem ab, was man sonst mit dieser Rebsorte assoziiert. Wenn man ‚hier und da‘ nachliest, sind sich die beiden Rebsorten assoziations-technisch zwar nahe, aber gefühlt gibt es da doch eine gewisse fließende aber vorhandene Grenze. Ich rieche ganz dezent reifes Steinobst und eine minimalistische Bitterkeit, welche sich auch wunderbar auf der Zunge und am Gaumen wieder findet. Er ist weniger breit und ausladend als übliche Grauburgunder und eher schlank, geradlinig, zügig und kurzweilig ohne dabei zu schnell von der Zunge zu verschwinden. Nicht der teils moderne neue puristische Stil, aber es geht definitiv in die Richtung, dieser seit ein paar Jahren sehr auf die Mineralität des Bodens – also im diesem und fränkischen Fall Muschelkalk – und dem Ursprung > der Handarbeit im Weinberg < ausgerichteten Weine. Gezeichnet von dezenter Salzigkeit und reifem Steinobst sowie fein-spielerischer Säure und Süße, ergänzt von sehr gedeckten Bitternoten und feinfühliger Abrundung durch den anteiligen Holzeinsatz, ergibt sich für mich ein sehr moderner und angenehmer Wein, der sehr sehr vielseitig kombiniert werden kann.
UPDATE: Ich vergaß, dass ich der Meinung bin, dass mir eine Nuance Lakritz im Aroma aufgefallen war. Ich habe fast keinen Plan, wie das sein konnte, möchte aber diese Assoziation nicht unerwähnt lassen, da ich gerade soetwas auch sehr spannend finde. (Könnte an einer sehr starken ‚Belüftung‘ gelegen haben; alias den letzten Schluck im Glas nochmals stark aufgewirbelt – erschnüffelt. 😀 )
Ein wirklich feiner und leckerer Grauburgunder mit sehr zarten Anklängen eines Orange-Weins! Das dachte ich mir, passt auch sehr gut zu Vollkorn-Gemüse-Tortelli / Ravioli mit etwas Olivenöl und Kräutern. Der Wein passt, find‘ ich, tatsächlich zu vielem, aber vor allem feinen Gerichten!
Tut sich eine Gelegenheit auf, werde ich mir ein weiteres Glas dieses Dettelbacher Grauburgunders sofort aneignen!