Ich esse wirklich gerne Käse und liebe manchen Ecken der Schweiz mehr als andere. Ein von diesen Ecken ist das östliche Drittel der Schweiz – alias Graubünden und das Tessin. Bin inzwischen aber auch ein großer Freund des Jura geworden. Ein toller aber auch rauer kleiner Gebirgszug im Westen an der und als Grenze zu Frankreich, welcher ein kleines Genussparadies ist, wie ich finde. Vor allem im Hinblick auf die Vielfalt und Qualität der dort entstehenden Käse und Weine. So traf es sich, als ich letztens den ‚Arve‘ von ‚Le SUPERBE‘ im gut Sortierten REWE bei mir sah.
Beim dritten Besuch, seit ich den ‚Arve‘ dort entdeckte, hab ich ihn dann doch mal mitgenommen. Bei 4,99 € für 150g, ist das für mich, wie für viele andere auch, freilich keine Selbstverständlichkeit. (33,27 € je kg)
Ich habe es natürlich auch wegen der Arvennadeln aus dem Engadin gekauft. Mit soetwas kann man eingefleischte Bergfreunde, vor allem die der graubündener Berge sehr hinter dem Ofen hervor locken. Neudeutsch würde man wahrscheinlich behaupten, dass man sich triggern lässt. Ob das wie beworben ‚Eine kulinarische Sinfonie‘ ist oder nicht, wollte ich dahin gestellt sein lassen. Ich war tatsächlich am Duft der Nadeln und die Auswirkung auf den Käse gespannt.
Hergestellt wurde zu meiner Überraschung der Käse eben nicht in Graubünden, sondern wahrscheinlich im französischen Jura. Das gefiel mir wiederum, da Region Jura auch für höchste Qualität bei der Käseherstellung bekannt ist. Dazu auch eine kleine Leseempfehlung von – klar – Chez Matze ! Bonjour Provinz ! Dabei ist das (schweizer) Jura nicht nur bekannt für seine berühmten Sorten wie: Morbier, Comté, (Vacherin) Mont-d’Or, Tomme Vaudoise, Jurassic d’Été oder diverse Weichkäse, sondern auch für die wirklich tolle Landschaften, beiderseits der Grenze !
Zumindest sagt mir das der Molkereistempel-Code CH 2115. Der Sitz des Herstellers Lustenberger & Dürst SA liegt jedoch am Zugersee zwischen Luzern und Zürich. Da der Käse nach Angaben des Herstellers 8 Monate reifen durfte, kann man vage davon ausgehen, dass es sich hierbei eventuell eben um einen ‚Grand Cru Du Jura‘ handelt.
Da dieser aus La Longville im französischen Jura kommt, gehe ich davon aus, dass der Käse und die Arvennadeln auf halbem Wege in der Mitte getroffen haben. Auch am Zugersee kann man sicherlich die graubündener Arvennadeln mit den Käselaiben passenden zusammenführen. Meine Vermutung ist aber ohne Gewähr !
Einer der bekanntesten schweizer Arvenwälder ist der God da Tamangur, zu Deutsch «der Wald da hinten», da er der letzten Wald des Tals Val S-charl ist. Er ist der höchstgelegene zusammenhängende Arvenwald Europas und liegt umgeben von diversen 3000ern auf circa 2300m. Erreichbar ist er über das Val S-charl, südlich von Scuol oder von Süden her über den von Zernez zu erreichenden Ofenpass (2149m) als Einstieg zur Fuorcla Funtana da S-charl (2393m). Wenn man solche Bilder sieht und die Beschreibung der Arven hört, kann man einfach nicht mehr nein zu solch einer Käse-Komposition sagen, oder ?
God da Tamangur, ein Arvenwald der Extraklasse. Wenn man um die positiven Züge der Arven ein wenig aufgeklärt wurde, freut man sich darauf die Verpackung zu öffnen. Aber wie allen hochwertigen Käsesorten, sollte man auch diesen erst ein wenig warm werden lassen. Da ich das anfangs nicht gemacht hatte, flog mir auch nur ein relativ dezenter Geruch entgegen. Da war ich schon irgendwie ein wenig ernüchtert. Ich hatte doch mit einer etwas intensiveren Note, trotz geringer Temperatur, gerechnet was aber noch werden sollte !
Nachdem ich ihn also ausgepackt und auf annähernd Raumtemperatur hatte aufwärmen lassen, ja da kam dann doch ein feines Aroma zum Vorschein. Am ehesten viele mir die leicht floralen Noten auf. Diese kamen eindeutig direkt von den Arvennadeln. Im Hintergrund kamen noch untergeordnete leicht nach Bergwiesen, Kräutern und vor allem ‚Nadelwald‘ riechende Noten dazu. Der Geschmack hat das Aroma der Arve tatsächlich minimal aufgenommen. Der Geschmack ist minimal frischer, ganz dezent fruchtiger und floral angehaucht. Ich finde das echt richtig angenehm !
Der Käse selbst ist von ansprechender Qualität, obgleich man diese bis zum tatsächlichen Erzeuger nicht zurückverfolgen kann.
Somit wurden meine Erwartungen eigentlich doch vollends erfüllt. Ob ich den Käse ein weiteres Mal kaufen würde, könnte ich aktuell aber doch nicht sagen. Es ist auf jeden Fall ein tolle Idee, die freilich auch Bestand haben sollte.
Ich fand den Käse echt dufte und kann ihn tatsächlich auch weiter empfehlen.