[ Achtung ! Achtung ! Den ersten Satz langsam lesen ! ;D ]
Zu Weihnachten hatte ich von meinem Bruder als Goodies on top sozusagen ein paar Weine vom Ecovin und Bioland ( ! ) zertifizierten Weingut Johannes Schneider aus Maring-Noviand geschenkt bekommen. Man muss sagen, dass es definitiv schlechtere Geschenke gibt, denn ich war selbst tatsächlich überrascht, dass dieser Regent noch voll dabei war. Man mal von vorn(e). Maring-Noviand ? Bitte wer ? dachte ich mir einst, als ich mich 2016 über mit und bei der IHK Trier weitergebildet hatte, denn da waren wir zu Gast in der Arbeits- und Kelterhaller von Timo Dienhart und seinem Weingut zur Römerkelter. Das Besondere an den Maring-Noviander Weinlagen, ist das Amphitheater-artige ehemalige Moselflussbett mit Ausrichtung gen Süden, welches heute größtenteils den Maring-Noviander Honigberg zugeordnet wird und nur der östliche Teil zum Lieser Schloßberg.
Anbei: Dieser Regent kommt ebenfalls vom Honigberg !
Wenn man dort in den Weinlagen unterwegs ist, dann schaut diese Kulturlandschaft doch sehr beeindruckend aus. Im ersten Moment fragt man sich zwar, wo denn dort nun der Fluss fließen soll, da je nach Standort die Mosel nicht einmal zu erahnen ist, wo diese denn nun fließen soll. Für Erstbesucher dieser Weinlagen, wie ich und meine Kurs-Mitbeleger vor 4 Jahren, habe da erst einmal ein wenig mit der Orientierung zu tun. Hier im Bild darunter sieht man Timo Dienhart, wie er uns einiges zum Weinbau praktischerweise erklärt.
Vom Weingut Johannes Schneider hatte ich bis dato auch noch nichts gehört oder je getrunken. Jetzt weiß ich aber wenigstens, dass es heute gerade einmal 3,5ha groß ist und seit 1984 doppelt bio-zertifizert ist. Anfangs hatte ich ein wenig Angst, der Wein sei schon ‚drüber‘ oder einfach nicht mehr lecker, aber ich sollte mich irren. Der der Großlage Kurfürstlay zugehörige Honigberg hat ganz Mosel-Terrain-klassisch Schieferboden. Kurzum: Trockener 1998er Regent vom Schiefer in bio. Der zählt eindeutig zum älteren Semester.
Als ich den Korken gezogen hatte, kam mir direkt ein enorm intensives Heidelbeer-Aroma entgegen geflogen. Den ersten Eindruck hätte ich keinesfalls so fruchtig erwartet, das war wahrlich eine Überraschung. Diese Intesität konnte vom Wein selbst leider nicht mehr gehalten werden. Im Glas selbst war es dann eher ein Aroma kleiner dunkler Waldfrüchte – meiner Meinung nach mit Tendenz zu Brombeere – angenehm !
Beim zweiten Mal riechen fiel mir dann auch der leicht holzige Einschlag auf, es hatte auch etwas ganz dezent modriges, also minimal nasses altes Holz. Er hat(te) eine kräftige Säure, welche auch im Abgang die Hauptrolle spielte. Tannine waren hier unglaublich wenige zu spüren, gefühlt war er weniger adstringierend als manche weißer Wein mit langer Maischestandzeit. Im Abgang war nach der Säure das letzte zu spürende.. wiederum ein paar Gerbstoffe. Auf der Zunge war er leider etwas schlanker, als die fruchtige Vorstellung hatte erhoffen lassen. Mit derart wenig Frucht und dem irgendwie trotzdem gut gealtertem Bouquet fand ich, wäre das ein ziemlich guter Essensbegleiter, wenns etwas recht feines und zugleich kräftiges geben sollte, dem die Hauptrolle gebürt. Es wäre wohl eher ein Herbstwein zu wild gewesen, da hätte er meiner Meinung nach exzellent gepasst. Von der Farbe her hat er ein wirklich schönes Rot irgendwie zwischen rubinrot und granatrot mit leicht braunen Reflexen am Rand.. ist ja aber auch schon etwas über 20 und somit darf er das natürlich ! 😀
Was noch ein wenig faszinierend war, waren die kleinen Schwebeteilchen im Wein. Ich hatte keine Ahnung ob es kleine Partikel Weinstein waren oder irgendetwas anderes im Wein ausgefallenes, von welchem man sich aber hätte hypnotisieren lassen können. Sehr beeindruckend ! 😉
Die Sanftheit des Weins würde ich der Polymerisation in die Schuhe schieben. Hätte vorher gedacht, dass er etwas mehr ‚Wums‘, Kraft / Druck gehabt hätte. Ich war selbst überrascht.