Nettare - Moscato d'Asti - 2018

[ Wer das liest, sollte zu Anfangs das Jamiroquai-Video (unten) starten und sich an seine ‚Jugend‘ (Ü18-U30) erinnern ! ]

Ich glaube jeder Weinfreund hat solch einen ‚Lieblingswein‘, den er wider jedes besseren Wissens dennoch absolut gern hat, immer wieder kauft und genießt. Auch wenn dieser Wein nicht die individuellen Ansprüche erfüllt, die andere Weine erfüllen müssen, bevor sie gekauft werden. Irgendwann gab es wohl einen diesen Moment, den man dann für den Rest seiner Zeit mit seiner eigenen Jugend und Ungebundenheit verbindet. (Lass während dem lesen das Video unten laufen !)

Bei mir ist es ein Moscato d’Asti aus dem von mir geliebten (und mancherorts zu schmutzigen und überlaufenem) Piemont. DOCG – klar, was bei der ‚Qualität‘ manchmal aber auch wirklich zweitrangig ist. Hierbei geht es um ein gewisses Lebensgefühl, welches man nicht missen will, obwohl es allem Anschein nach grad nicht zugegen ist. Es ist ein in Erinnerung schwelgen in flüssiger Form und in meinem und diesem Fall hier der Flasche vom Jahrgang 2018 mit 5,5% alc.

Ein Erklärungsversuch: Diese Aufnahme nahe Cannobio am Lago Maggiore entstand auf dem Rückweg aus Turin, um kurz vor 6 Uhr morgens am 19. August 2012. Am 01.10. – also nur wenige Wochen danach – begann mein Studium und die große ‚Ungebundenheit‘ endete gewissermaßen. Der Verdienst brach ein und die Schulden häuften sich an. Zuvor war ich in meiner kleinen Blase mit ein wenig Geld, Gesundheit und viel Freizeit in fernen Gebieten, Regionen, Städten und Ländern. Toll war die Zeit !

Direkt hinter Cannobio gehen die Berge hinauf von unter 200m über dem Meer am Lago bis auf fast 2200m am Monte Gridone, welcher sich in etwa zwischen Ascona, Cannobio und dem Centovalli befindet. Unten Palmen und Luftlinie etwa 5km das halbe Jahr Winter. Der Lago Maggiore und sein Flair sind für mich Garant für gute Laune und die Flucht aus dem Alltag. Freilich verbinde ich jeden Urlaub mit diesen befreienden Zuständen, aber zum Lago kann man auch über ein Wochenende fahren. Das ist eben ein Vorteil… den nicht alle genießen können. Leider eigentlich.

Ein schönes Beispiel für die teilweise enorme Gemütlichkeit von Cannobio ist für mich die Viale S. Carlo Borromeo, welche, wie so viele Straßen in Italien, noch ein altes Straßenpflaster besitzt und mit Palmen gesäumt ist und wesentlich breiter ist, als viele der bekannten Altstadtgassen südlich der Alpen.

Wer genau hinsieht und vielleicht auch schon mal dort war, kann im Hintergrund das Maggiadelta, Locarno und den Lago Maggiore sehen. Die vielleicht weniger bekannten Objekte im Vordergrund sind zum einen Ich und mein Zeug und das rote riesige Gipfelkreuz des Monte Gridone (2188m).
Ein relativ zügiger und rascher Aufstieg aus etwa 1000m, den ich irgendwann sicherlich nochmal gehen werde, verbinde ich ebenso mit dem Gefühl, welches dieser Wein bei mir auslöst.

Bei mir ist es eben dieser Moscato d’Asti aus dem Piemont, eigens abgefüllt für eine Vinothek Cascina Ferro in Cannobio am Lago Maggiore. Er ist nicht öko oder sonstiges und auch nicht von einem kleinen Winzer, aber – und so ist der Mensch – er hat eines der putzigsten Etiketten, das ich je gesehen habe und er besitzt dieses schon seit mindestens seit 10 Jahren ohne Veränderung und bleibt hoffentlich auch so.

Der 2018er Nettare ist wie alle anderen Jahre auch relativ süß und eher am unteren Ende des Alkoholpegels für einen Moscato eingestellt. Er perlt ausreichend in Menge und Größe der Blässchen und hat eine feine hell gold gelbe Farbe mit für Moscatos d’Asti klassischer leichter Trübung. Der Geschmack ist natürlich vor allem von der unvergorenen restlichen Traubensüße überlagert, schmeckt aber wunderbar leicht gelbfruchtig, ganz dezent nach Kräutern und Zitrusaromen und ganz der Nase dieses Moscatos nach Holunderblüten.

Einfach und unkompliziert frisch und kalt zu genießen – einfach herrlich lecker und arg süffig zugleich ! Für mich fantastisch !

Wenn ich in Cannobio vorbeikomme, dann ist auch immer ein Besuch in dieser kleinen aber durchaus feinen Vinothek ein echtes Muss – ein Pflichttermin ohne wenn und aber.

Die Auswahl könnte mehr öko sein, mehr gewagt, was die Geschmäcker angeht, aber es kommen eben unendlich viele Touristen und die finden dort eben genau diese Weine, die sie finden wollen. In meinem Fall auch beispielsweise einen leicht restsüßen sortenreinen Freisa und auch andere Moscatos.

Habe ich schon erwähnt, dass ich unglücklicherweise (Ist es der Zucker, das Aroma ? ich weiß es nicht.) Moscatos liebe ?

[ Wer das liest, sollte zu Anfangs das Video von Jamiroquai starten und sich an seine ‚Jugend‘ (Ü18-U30) erinnern ! ]

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Kommentare

Dieses geniale Jamiroquai-Video war ein prima Einstieg in den Tag – vielen Dank!
Bei mir wäre es wohl ein Retsina, dessen harzige Noten sich in den Tiefen des Hirns auskristallisiert haben – mal sehen, ob ich da heute was anständiges kriege…

Schön, dass es dir mit dem Lied so erging, das aktiviert einen echt ungemein!
Retsina, gibt’s das hier im Land denn überhaupt? Verrückt was die Leute so alles lieben, nicht wahr? 😀
Hast du denn etwas anständiges auftreiben können?

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