Riesling vom Weingut Krebs – 2017 – Freinsheim – Pfalz

Den 2016er Spätburgunder aus dem Bild hier unten drunter, hatte ich bereits letztes Jahr gelehrt. Nun ist der Riesling dran !

Eines Sonntags Ende Juni 2019 war ich ein wenig in Rheinhessen und der Pfalz unterwegs und kam zufällig in Freinsheim vorbei. Ich googelte nach einem Bio-Winzer .. konnte aber nichts in der unmittelbaren Umgebung finden, was auch noch geöffnet hatte.

Die Sonne schien, das Wetter zeigte sich von seiner angenehmen und warmen Seite. Ich wollte schon das Städtchen verlassen, da viel mir das Weingut Krebs auf. Ich erinnerte mich, einen derer Weine positiv im Gedächtnis behalten zu haben. Es muss vor einigen Jahren auf einem der Vinocamps in Geisenheim gewesen sein, als jemand eine Flasche der Familie Krebs zur Verkostung ausschenkte.

Ganz hinten der Buckel des Musikantenbuckel – rechts die Straße gen Norden nach Großkarlbach / Laumersheim

Also bog ich auf den Hof des Weinguts ab und hatte viel Glück, dass Senior-Chef Harald Krebs eben zu gegen war, um bestellten Wein einzuladen. Ich schaute mich rasch und sprach ihn an und er hatte 2 Minuten Zeit für mich. Ich war zur richtigen Zeit gekommen, da gerade der kleine Olivenbaum und der Lavendel in der Blüte standen und ihren Duft über den ganzen Hof verströmten. So etwas würde ich mir für daheim auch wünschen, stellte ich nach wenigen Sekunden fest.

Die Blüte der Reben unweit der Kelterhalle war zu diesem Zeitpunkt freilich schon ein paar Tage vorbei. Die angelegten Beeren hatten bereits die Größe von Koriandersamen erreicht.

Die Kirschen hingegen waren schon absolut vollreif. So reif, dass der Kirschbaum im Hof schon von diversen hungrigen Kleintierchen belagert wurde. Allen voran Insekten und der ein oder andere Fäulnis-Pilz, an den teilweise arg gedrängt hängenden Kirschen, die schon fast Trauben bildeten. Ein phänomenaler Anblick ! Ein – zwei tief hängende Kirschen konnte ich auch ergattern, zum Glück. Prädikat: Sau lecker !

Ich hatte Glück und bekam vom Senior-Chef zwei klassische Vertreter des Hauses empfohlen. Den bereits ausgetrunkenen 2016er Freinsheimer Spätburgunder und diesen hier: den sozusagen 2017er Ortswein-Riesling aus Freinsheim. Damals befanden sich die Rebflächen für diesen Wein noch in der ‚Umstellung‘. Mit der Jahrgang 2018 ist dieser Riesling nun auch voll biologisch zertifiziert. Sehr gut, weiter so !
Mein erster Gedanke war: > Na da bin ich ja mal gespannt. Das kann in alle Richtungen losgehen. < Nach genauerer Überlegung wäre eigentlich das genau Gegenteil der logischere Gedankengang gewesen: > Na das wird ein Riesling auf dem goldenen Mittelweg entlang vinifiziert sein. <
Was würde der unbedarfte Endverbraucher sonst denken, wenn dieser klassisch anmutende Riesling auf einmal etwas ganz Verrücktes ist. … nicht auszudenken.

Um ein ganz klein wenig noch das Klima hier in Freinsheim zu unterstreichen / untermalen / hervorzuheben, habe ich einmal noch den eventuell ein wenig zu viel von (Un)Käutern mit chemischen Mitteln befreiten Boden keine 200m entfernt vom Weingut aufgenommen. Es ist wirklich gut war, so dass sonst erst viel später reifende Zwetschgen bereits die ersten Früchte haben fallen lassen, damit die übrigen Früchte vorerst noch von der Pflanze / dem Baum bis zur Vollreife haltbar sind.
Hier ist die Natur allemal einige Wochen dem gemäßigt-warm-kalten durchschnittlichen Deutschland voraus.
Laut de.climate-data.org ist es in Freinsheim mit 9,9°C im Jahresmittel nochmal wärmer als in den ohnehin bspw. sehr warmen Städten wie Kitzingen: 9,3°C und Bad Mergentheim (Taubertal): 9,6°C oder auch Eltville am Rhein: 9,7°C. Höhere Temperaturen gibt es nur in mit Beton aufgeladenen Städten wie Mannheim und Freiburg im Breisgau, wo aber natürlich innerhalb der Stadt keine Rebflächen im Vollertrag stehen.

Bestand: Riesling, trocken, Ortswein Pfalz und ganz passable 12,5% alc. Just nur ganz nebenbei: Ein Ortswein darf laut VDP-Klassifikationsstatuten quasi nur aus Trauben der zum Ortgehörenden Rebflächen bestehen. Ob zu 90%, 95% oder 100% ist mir grad nicht bekannt und vielleicht werde ich es irgendwann einmal herausfinden, aber das ist eigentlich nicht erheblich. Was zu sagen wäre ist, dass das Weingut Krebs nicht Mitglied des VDP ist, sich aber weitestgehend deren Klassifikation angenommen hat. Ob das der Sache einen Mehrwert bringt .. bleibt glaube ich den Kunden und der Familie Krebs selbst überlassen. In meinen Augen ist es ebenso sinnvoll wie unsinnig, da auch diese ‚Differenzierung‘ nicht immer wirklich optimal ist.

Also zum Wein: Riesling trocken, im Stahl(fass) sauber und eher reduktiv ausgebaut. Ein Keine-Experimente-Riesling.

In der Nase fand ich den klassisch stroh-gelben Weißwein eigentlich ganz charakteristisch, wenngleich ein wenig der Finesse eines typischen Rheingauers fehlte. Dennoch hatte er eine sehr überzeugende ätherische Art, mit ‚Schmelz‘ und Aromen von Kräuter und hellen Blüten. In meinen ‚Augen‘ / meiner Nase roch ich Mirabellen und einen Hauch Mandeln. Für mich eine ‚gedämpfte‘ Art (im Sinne von unterdrückt / zurückhaltend) eines Rieslings. Wahrscheinlich wär er etwas jünger genossen ‚typisch‘ (gemäß der Erwartungshaltung vieler), leicht exotischer und noch etwas floraler als bei mir im Glas mit knapp zweieinhalb Jahren Alterung. Nichts desto trotz, eine Aromatik, welche mir wirklich gut gefällt.

Nicht zu vergessen, dass dieser Riesling eine, wie ich finde, wirklich gut alias harmonisch eingebundene und zugleich aber auch kräftige Säure besitzt.
Was diesen Riesling in meinen Augen hervorhebt, sind seine Kraft, der teils nicht zu gewöhnliche Geschmack und der Druck im Abgang. Tolles Teil – wunderbar zu trinken !

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