Wein aus Belgien - Cuvée Jubilee XL 2014 - Weingut Apostelhoeve - Louwberg Maastricht

Es war Februar 2015 und eine kleine Rundfahrt westlich von Aachen stand auf dem damaligen Plan der Pläne. Ich hatte mir auf gut Glück zwei oder 3 Weingüter rausgesucht, welche spontan bzw. kurz besucht werden sollten. Unter anderem hatte ich mir das Weingut Apostelhoeve nahe Maastricht ausgewählt, da die Stadt ohnehin auf dem Plan stand und der Abstecher somit im Rahmen blieb. Außerdem ist die Auswahl an Weingütern in dieser Gegend rar, dass manch deutsches Weingut doch neidisch wäre auf so wenig Konkurrenz um sich herum.

Da oben auf dem Louwberg links und rechts sind die Gebäude des Weinguts und der linke Teil ist das Haupthaus mit Verkauf und Weinkeller etc. und dahin sollte die Reise hingehen.

Wenn man nicht gerade im Februar auftaucht, dann schaut das Ganze auch ein wenig offener, wärmer, grüner und natürlich auch weit weniger eingemottet aus.

… sei’s drum. Here we are ! An den Apostelhoeve, wohl im Sommer einem der schönsten Orte Limburgs und dem ältesten und größten Weingut des Landes.

Hinter dieser Tür schlummert wohl ein Großteil des Weines, den das Weingut Apostelhoeve auf seinen etwa 14 Hektar anbaut, keltert, abfüllt und hier verkauft.

5 verschiedene Rebsorten wurden gepflanzt: Müller-Thurgau, Auxerrois, Riesling, Weißburgunder und seit 2020 Viognier. Diese Rebsorten liefern derzeit sechs trockene Weißweine: Müller-Thurgau, Auxerrois, Apostelhoeve Cuvée XII, Riesling, Pinot Gris und Pinot Gris Barriques. Außerdem stellt der Apostelhoeve zwei Schaumweine her: den Riesling Brut und den Apostelhoeve Cuvée XII Brut.

Die alten Gemäuer verbreiten doch eine gewisse Portion Charme, den eben moderne Bauten und sauber gehaltene Rein-Raum-Keltereien so nicht haben.

Die Temperaturen sind hier so mild, dass die im Hof stehenden Olivenbäume recht passabel aussehen, damit hätte ich definitiv nicht gerechnet ! Vielleicht kommen die Bäumchen von der niederländischen Weintradition, welche ihren Ursprung in der Römerzeit hat. Nach dem Mittelalter gab die niederländische Weintradition anderen Formen der landwirtschaftlichen Tätigkeit Platz.

Mal zur jüngsten Geschichte: 1970 kehrten die ersten Reben an die Südhänge des Jekerdal am Weingut Apostelhoeve zurück, nachdem der Obstbauer Hugo Hulst beschlossen hatte, einen Weinberg anzulegen. Die erste Lese war dann 1973. Auf Anhieb brachte diese erste Ernte 1400 Flaschen Wein. Heute produziert die Apostelhoeve jedes Jahr über 100.000 Flaschen Wein.

Der Durchgang zum Hof des Weinguts bildet hier ein großer Torbogen mit scheinbar dauerhaft geöffnetem Holztor. Ein paar hübsch gestutzte Büsche tragen ihren Teil zur Atmosphäre bei. Es wirkte alles recht stimmig und überaus angenehm. Einen sommerlichen Fahrradausflug aus der Umgebung oder Maastricht selbst, stelle ich mir hier doch überaus passend, wenn nicht gar romantisch vor. Zu Fuß sind es vom Marktplatz gerade einmal 3km bis zum Weingut. Da bleibt im Fall der Fälle eines langen Abends sogar der Rückweg mit dem Taxi vergleichsweise günstig.

Im Verkaufsraum wurde ich freundlich empfangen und es war zu meinem Unglück alles ausverkauft, bis auf eben die getrunkene Cuvée Jubilee XL 2014. Ob all die Preise an den Wänden um die Theke herum unter Begutachtung ausreichender Konkurrenzweine entstanden hab ich nicht kontrolliert, das ist aber auch nicht entscheidend. Selbst wenn das Königreich Niederlande kein ausgemachtes Weinland ist, ist das Weingut wahrscheinlich nicht auf Export angewiesen und kann auch aufgrund mangelnder heimischer Konkurrenz über jedes Zertifikat, jede Bewertung und jede Medaille die auch nur irgendwo von irgendeinem Wein errungen wird mehr als stolz sein ! Ich finde das genau richtig so. Das ist eben etwas anderes, als wenn man sich an der Mosel mit einem Riesling Kabinett feinherb der eine bronzenen Auszeichnung bekommen hat brüsten würde. Von daher: coole Theke ! by the way: AWC Gold 2010 ist top !

Der Boden des Louwbergs besteht aus Kies und Mergel mit einer fruchtbaren Schicht Löss darüber. Die offen exponierte Lage eignet sich hervorragend für den Anbau von Trauben. Die Sonne kann ungehindert auf den Weinberg fallen, ebenso wie der Wind von allen Seiten angreifen und trocken bzw. kühlen kann.

Aufgezogen wurde die Cuvée XL 2014 dann an Heiligabend 2020.

Die Cuvée besteht aus 3 Rebsorten: Auxerrois, Pinot Gris bzw. Grauburgunder und Riesling oder Müller-Thurgau. Bei den letzten beiden gibt es verschiedene Quellen und auf der Flasche selbst stand leider nichts geschrieben. Die aktuelle Cuvée XII ist auf jeden Fall aus 40% Müller-Thurgau, 30% Auxerrois en 30% Pinot Gris cuvetiert. Ein paar Informationen zum Wein findet man bspw. auch bei vivino.com, aber insgesamt nicht die große Ausbeute an Infos.

Der Wein hat schon beim Aufziehen einen frischen, fruchtigen, angenehmen und noch recht jungen Eindruck gemacht. Dieser Eindruck hat sich im Glas dann noch bestätigt. Ich glaube, ohne es wirklich zu wissen, dass hier ganz bestimmt mit Reinzuchthefe relativ kontrolliert und eher kühl vergoren wurde. Ist aber ok so !

Ich kann damit durchaus leben, wenngleich ich Spontangärung bevorzugen würde. Die Aromen in der Nase variieren zwischen dezent dumpfen aber dennoch gelbfruchtigen Noten wie Aprikose und Mirabelle, aber auch Mandeln bis hin zu leicht exotischen Aromen mit etwas mehr Sauerstoffzufuhr wie Ananas und ganz leicht auch Zitrusaromen. Getragen wird der Wein von einer recht präsenten und gefühlt lebendigen Säure. Es hält sich die Waage zwischen der lebendigen Ader mit den Fruchtaromen, der Säure und auch Mineralität auf der Zunge und dem Ausbau und der Lagerung auf der Hefe sowie in der Flasche. (Kork – kein Drehverschluss !) Die Cuvée ist nicht zu herb oder mit unangenehmer Bitterkeit ausgestattet .. manch einem würden vielleicht ein paar Ecken fehlen, aber mir genügt hier die Säure und die vielen Aromen ! Das Ganze wirkt nicht altbacken und überlagert, sondern genau richtig alt – mit besseren Worten: Erwachsen !
Ein echt leckerer Wein von einer aus meiner Sicht ungewöhnlichen Weinregion !

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