Als ich vor einige Tagen bei einem mir bekannten Winzer war, schaute ich auch bei einem unweit entfernten etwas weniger mit mir bekannten Winzer vorbei. Das hat sich an diesem Abend zum Glück zum positiven geändert. Die kleine amüsante Runde hatte ein paar besondere Tropfen aufgezogen, unter anderem einen Barolo aus La Morra. La Morra liegt, wie vielen Weinfreunden bereits bekannt, knapp ein Dutzend Kilometer südwestlich von Alba im südlichen Weinzentrum des Piemonts. Es handelt sich um einen klassischen Barolo von Ciabot Berton aus dem Jahre 2010. Wer einen DOCG Barolo trinkt, weiß meist schon diverse Dinge über diesen Wein. Er kommt aus dem Barolo Gebiet um das gleichnamige Dorf im Piemont, wurde aus 100% Nebbiolo gekeltert und wurde insgesamt mindestens 38 Monate ausgebaut, davon mindestens 1,5 Jahre im Holz. Man kann freilich noch mehr wissen, das hier sind aber mit die wichtigsten Grundpfeiler eines granatroten Barolo.
Zum Weinjahr selbst wollte ich keine Suche anstrengen, was aber die Lage angeht, gibt das Weingut eine tolle Auskunft:
Der/Das Cru Roggeri, welches sich mit süd-östlicher Exponation in 300 m Höhe über dem Meeresspiegel befindet, erstreckt sich vom gleichnamigen Dorf (das bereits 1477 im Grundbuch von La Morra erwähnt wurde) bis an den Rand unseres Weinguts. (Also vom roten Kreis nach links bis Roggeri.)
Die 4 Hektar Nebbiolo für Barolo, die hier angebaut werden, sind in drei Abschnitte unterteilt, zu denen auch unsere ältesten Weinberge gehören, die vor etwa 40-50 Jahren gepflanzt wurden. Das Alter der Weinberge, kombiniert mit einem tiefen tonigen Boden, trägt dazu bei, eine Traube zu produzieren, die reich an Polyphenolen ist und dem Barolo, die großartige Struktur und den edlen Charakter verleiht.
Damit ist was die Herkunft dieses Wines angeht eigentlich soweit so gut alles gesagt, was ich zumindest weiß und absolut ist. Das Weingut selbst lerne ich mit diesem Barolo zum ersten Mal kennen, obwohl ich freilich schon mehrmals dran vorbei gefahren bin. Damals hätte ich mir diesen Wein aber auch nicht wirklich leisten können… leider.
Was ich noch gefunden habe war folgendes: Ciabot Berton hält sich an traditionelle Weinherstellungsmethoden der Region und wendet deswegen langes Mazerieren und Altern in großen slowenischen Eichenfässern an, um den puren Charakter der Nebbiolo Rebsorte zu stärken. Der Roggeri wird sechs Monate in benutzen französischen Eichenfässern ausgebaut, bevor er für weitere 18 Monate zu den Fässern transferiert wird. [ Es werden wohl Barriques gemeint sein. ]
Dieser Barolo ist ganz klassisch und wie ich fand ganz wenig floral und wenig primär-fruchtig bzw. reduktiv ausgebaut, was auch ein wenig logisch an den DOCG Bestimmungen liegt, dass ein Barolo eben sehr Barrique- und Holz-lastig ausgebaut sein soll. Die 14% Alc. spürt man in gewisser Weise schon, was aber auch durch das Holz unterstützt sein könnte, dass dieser eine kräftige Nase hat / ein kräftiges Aroma aufweist. Die Farbe ist mehr als klassisch: Granatrot mit braunen Reflexen. Da kann man als Piemont- und Langhe-Roero-Alba-Barolo-Fan nichts mehr sagen !
Der Geschmack dieses Barolo fand ich in aller erster Linie sehr klassisch Harmonie betont, kräftig, nach schweren dunkelroten Beeren schmeckend. Manliest Dörrobst und Pflaume wenn man googelt. Es kann sein, dass ich für diese Aromen nciht Aufmerksam genug war. Eine gewisse Erdigkeit kam auch ein wenig durch den Ausbau vermute ich. Daher auch die klassisch intensiven Aromen von Gwürzen und minimal Tabak und Leder die recht starke Adstringenz. Typisch vür einen Barolo ist die recht intensive Gerbstoffmenge. Aber es ist genau das, was solch einem Wein eine langes Leben verspricht. Ganz nach meinem Geschmack, wenngleich man solche Weine nicht täglich trinken kann und auch nicht soll. Der Wein würde etwas von seiner Besonderheit verlieren. Ein wirklich toller Wein! Nachträglich noch ein großes Dankeschön an die Gastgeber!
Wenn man einmal in diese Region fährt, sollte man unbedingt an ein oder zwei oft empfohlenen Plätzen vorbei kommen und ansonsten nach ‚gusto‘ abbiegen und sich umschauen, was man so alles interessantes entdeckt. Ein muss aus meiner Sicht ist auf jeden Fall das Örtchen La Morra und eine der Höhenstraßen wie beispielsweise von Benevello nach Barbaresco oder Alba oder über Mango nach Neive oder Castagnole delle Lanze. Genuss pur ! 🙂