Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer im Fokus

(Genau einen Monat ist es jetzt her. Der Bericht zur VA 2019) Wie jeden 15. August war auch dieses Jahr in bestimmten Landkreisen, Bezirken und Städten in Bayern Feiertag !
Und zwar Mariä Himmelfahrt ! Und für versierte Freunde fränkischen Bio-Weins bedeutet das im Idealfall, dass man sich in Richtung Vogelsburg direkt über dem Escherndorfer Lump nahe Nordheim und Volkach begibt. Denn seit mehr als 10 Jahren findet dort die Jahrespräsentation des Bundes der Fränkischen Ökowinzer- und Weingüter im Garten des ehemaligen Klosters Vogelsburg, der Wiege des fränkischen Bio-Weinbaus, statt. Dieses Jahr waren, leider oder besser ‚Zum Glück!‘, nicht ganz so viele Winzer dabei, wie die vergangenen Jahre. Denn am Anfang der Veranstaltung und zwischendurch regnete es ein wenig, was nicht ganz optimal ist. Zum Glück ließ sich aber auch einmal die Sonne blicken, was dem Tag die notwendige angenehme Wärme verlieh. 🙂 So hat meine verfügbare Zeit einigermaßen gut zum verfügbaren Angebot an Weingüter und Weinen gepasst.

Klare Sache N°1: Ein Besuch beim Tobi bzw. Susanne Lang und Tobias Breit um genau zu sein. Ein alljährliches ‚Hallo‘ und einen raschen Einkauf bei Lang&Breit’s später, konnte es dann also auch losgehen mit der ‚Verkostung‘ 2019.
Ganz klassisch gehe ich bei solchen Veranstaltungen anti-zyklisch vor, damit man überhaupt einmal in ein ruhiges Gespräch kommt, in dem man auch mal unkonventionelle Fragen stellen kann. Ohne sich dieser zu sehr schäme zu müssen. 😀 Nein Spaß beiseite, manche Fragen könnten den klassischen privaten Besucher doch spanisch vorkommmen, danke ich mir zumindest öfters. Also auf zur Fragenstunde !

Den Beginn machte ich nach 1-2 Begrüßungen und einem Kalibrierungsschluck bei den ökologischen Krämers beim Winzerhof Hofmann aus Ergersheim nahe dem Steigerwald. Ganz logisch, die erste Frage: Wo ist Ergersheim. Kurze Antwort und ein ‚Aha!‘ später gleich die zweite Frage: Warum dieses Schriftart? Und ein zweites Aha folgte sogleich. Alles ganz normal und gut so, war meine Erkenntnis. Also auf zum probieren. Als erstes gab es den Blauen Silvaner ins Glas. Ein schöner Weißwein mit ansprechenden Fruchtaromen irgendwo zwischen Steinobst und etwas säure-betonterem Kernobst. Insgesamt leicht pfeffrig und herb mit schönen leicht erdigen und ausgeprägt mineralischen Anklängen sowie leicht kräutrig und nussigen Nuancen. Eine schöne runde Sache ohne zu harmonisch zu sein mit Grip und feinem und ansprechend langem, leicht herben Abgang. Noch einen weiteren hatte ich probiert, wollte mich jetzt aber auf diesen konzentrieren. Was man sagen kann ist, dass der Winzerhof Hofmann wirklich leckere und ansprechende Weine macht. Ideal für formlosen Genuss !

Beim Weingut Harald Gunther aus Großwallstadt probierte ich, als ich mit den Weißweinen einigermaßen schlecht als recht (es sind leider zu viele Wein vorhanden) durch war, als ersten Rotwein des Tages einmal den Frühburgunder. Frühburgunder ist in Franken eine eher selten angebaute Traube, da sind andere Regionen eher führend. Ein Frühburgunder zu dem ich nicht wirklich viel sagen kann, außer dass er tasächlich und unerwarteter Weise sehr ansprechend rüber kam. Das Weingut hat scheinbar nicht zu Unrecht in den letzten Jahren diverse Weinpreise verliehen bekommen. Ich hätte gern noch Spätburgunder und Regent probierte, wurde aber ab und zu abgelenkt. Welch Unglück !

Zur Weinmanufaktur 3 Zeilen von Christian und Alexandra Ehrlich aus Rödelsee, muss ich glaube ich nicht viel sagen ! Ob Silvaner, Blanc, Müller-Thurgau, Bacchus oder der Fränkische Satz, welcher mir an diesem Tag am besten gefallen hatte, sind quasi alle Weine wirklich wunderbar und verwunderlichweise irgendwie immer in ausgesprochen hervorragender Verfassung. Ein fränkisches Shangri-La !
Wer genaueres zu diesen Weinen erfahren möchte, kann meinen letzten Beitrag zu Christian Ehrlichs neuem Orange Wein ‚Onkel Heiner Seiner‘ nochmal aufrufen und lesen ! 🙂

Die Weine vom Weingut Zehnthof Luckert aus Sulzfeld am Main wurden wie immer äußerst schlicht und für sich selbst sprechend präsentiert. Und ja ob Gelber Muskateller, Weißer Burgunder oder diverse Silvaner – jeder Wein ist von einer hervorragenden Güte. Das weiß man im Grunde schon bevor man einen der Weine im Glas hat. Ich probierte den Silvaner der Alten Reben und konnte nicht klagen. Mineralik, Säure, Harmonie .. es ist alles wunderbar vorhanden. Was den Luckert’schen Weinen fehlt, ist aber der gewisse Kick, den jung umstrukturierte Weingüter besitzen. Das ist aber auch nicht das Kredo von Luckerts, welche auf allerbestem Wein liegt und genau dieser befindet sich auch in allen Flaschen !

Station Krämer: Keine Frage, dass ich voreingenommen bin !
Ich versuche dennoch nicht alles als den perfekten Wein zu empfinden und das ist mir auch gelungen. Bisher habe ich fast alles, was den Keller des Ökologischen Land-& Weinbau der Familie Krämer aus Auernhofen verlassen hat, als außerordentlich hervorragenden Wein empfunden. Nichts desto trotz habe ich nur einen Ausreißer gefunden, der Rest ist auch aus meiner Sicht echt spitze ! Allem voran ist zur Zeit der seit 2015 hergestellte Pet-Nat vom Müller-Thurgau, der ohne Zusatz von Dosage oder Reinzuchthefen (Auch keine dezente nachträgliche Nachbeimpfung) geradezu perfekt auskommt. Ein Trinkgenuss mit feinen Perlen, der (gerade für Krämers sonst so puristische Weine) nur so aus dem Glas zu explodieren versucht. Ein Aroma, das für Krämer’sche karge mineralische Weine, das Glas gefühlt fast sprengt. Einfach unglaublich lecker und verwunderlich, wie so etwas aus dem gleichen Keller kommen kann, wie all die anderen Weine. Gegenbeispiel ist dazu der Johanniter, welcher (wie ich finde) von seiner früheren teils fein exotischen Art ein wenig eingebüßt hat, dafür jetzt aber ungefiltert um einiges cremiger daher kommt. Die für mich besten bzw. leckersten Weine der Kollektion sind die Müller-Thurgaus, die Silvaner, Pinot Meunier und Pet-Nat’s. Für mich eines der Top 3 Weingüter des FÖW ! Keine Frage !

Wen ich dieses Jahr ebenfalls zum ersten Mal probiert hatte, waren die Weine des Retzstädter Weinguts Rudolf May. Vorher hatte sich mir die Möglichkeit nie aufgetan und bei der FÖW-Jahrespräsentation war es eine Premiere für das Weingut Rudolf May, welches selbst erst seit 2018 auf ökologischen Weinbau umgestellt hatte. Es gibt beim Weingut May Weine aus dem Stahl, aus dem Barrique oder auch aus dem 1200 Liter fassendem Stückfass, wie den Silvaner „Der Schäfer“ von der Retzstädter Ortskern nahen Lage ‚Schäfer‘, einer Sub-Lage des Langenbergs. Ein VDP.Erste Lage Wein, welcher nicht jeden Weißweinfreund begeistert, dafür andere umso mehr ! Ein Weißwein, welcher sich den Ausbau im Holzfass gern anmerken lässt. Für mich einer der eindrucksvollstens Weine der diesjährigen FÖW-Präsentation ! Eine Aromatik mit Streuobstwiesen-Typizität und leichter Exotik und dezent salziger Art, welche an die Mineralik des Muschelkalk erinnert. Alle jenes wird harmonisch aber auch fest umarmt bzw. umrahmt vom recht opulent-holzigen Charakter des Weins. Ein Wein der sowohl Kraft als auch Finesse aufweist ! Wirklich interessant und lecker, was der Junior-Chef Benedikt May da präsentierte !

Matthias Popp (Bausewein) präsentiere die in Teilen schon neu gestalteten Weine des Weinguts & Hotels Bausewein aus Iphofen, wie den 2018er Silvaner der ‚Kategorie‘ EhrenSache aus dem FASS NO. 1. Die neue Einteilung ist jetzt: EinHeit für die Literflaschen, BarFuss für die gehobeneren Weine und EhrenSache für die Spitzenware. Eine Einteilung die nicht nur gut aussieht, sondern auch verständlich ist und dem Weingut neuen Schwung verleiht. Ein, wie ich finde, sehr spannender Wein mit zahlreichen Finessen, welcher aber nicht zu knochen-trocken daher kommt und somit wahrscheinlich wesentlich mehr den normalen Alltags-Weintrinker anspricht, als diverse Wein-Triebtäter, welche reihenweise die trockensten ‚0g‘ Ausbaustufen bevorzugen. Und das obwohl der Silvaner eigentlich tatsächlich nur 3,6g Restsüße / Liter aufweist. Dieser Silvaner wurde im noch mit Röstaromen beseelten Holzfass ausgebaut, was ihm Körper, Länge, Harmonie und geschmackliche Wärme verliehen hat. Für mich der Tipp für Weintrinker die ausgesprochen gute Weine suchen und dabei den Geldbeutel nicht allzu weit öffnen möchten, aber dennoch gut Qualität suchen. Dieser Silvaner kostet ab Hof schmale 9,-€ / Flasche, was ganz gewiss nicht verwerflich ist! Ein Lob an die Familie Bausewein, solch Weine unter 10€ anzubieten ! Auch interessant, nun aber für das jüngere oder noch ungezwungenere Publikum, war der ‚Brausewein‘ ! Eine herrlich runde und spritzige Cuvée aus Silvaner und Scheurebe, mit fruchtigen Aromen und angenehm jung wirkender Säure. Angenehme etwas mehr als 12 Gramm Restsüße machen den Brausewein Secco bzw. Perlwein zu einem unkompliziertem Aperitif für alle Anlässe ! Zum Wohl !

Tommy Neumeister stellte seine (aus meiner Sicht zum ersten Mal) wunderbar solide und ehrliche Kollektion vor. Tommy heißt nicht nur Neumeister, sondern ist seit 2017 mit einem richtigen Meistertitel gewürdigt und weiß ziemlich genau, was er weshalb macht. Wer Tommy genauer kennenlernen möchte kann das HIER kurzum nachlesen !
Am besten gefiel mir sein spontan / ohne Reinzuchthefen vergorener Bacchus. Dieser trifft für mein Verständnis geschmackstechnisch mitten ins Bulls Eye, wenn es um ganz unverfälscht klassischen Bacchus geht. Er ist sehr trocken und dennoch mit klassisch leicht süßlichen Noten und einer klassischen Aromaausprägung gesegnet. Ein Bacchus, wie er eigentlich von den Weinprüfern geliebt werden müsste, auch wenn Tommy Neumeister den Wein nicht für die Prüfer, sondern für seine Weinkunden maximal gesund liest und sehr authentisch vinifiziert. Es ist ihm aus meiner Sicht wirklich wunderbar gelungen. Qualität die man schmecken kann und wirklich für Alle erschwinglich ist. Wer da noch Genossenschaftsweine trinkt, hat es noch nicht verstanden, dass wir auch die kleinen Winzer unterstützen müssen, die von der Pike auf alles allein bewältigen. Hut ab !

Das Öko-Weingut Zang aus Nordheim am Main wurde von mir seit jeher zu Unrecht nicht wirklich wahr genommen. Ich weiß nicht genau woran es lag, außer dass mir bisher der direkte persönliche Kontakt oder Zugang zum Weingut gefehlt hat. Meistens war es an der Zeit gelegen, welche an diesem einen 15. August immer rannte, rennt und rennen wird, als gäbe es kein Morgen mehr. Einfach schrecklich ! 😀
Ich konnte zwei Wein probieren, und ja sie haben mir auch geschmeckt. Das ist natürlich viel zu kurz um eine fundierte Meinung zu entwickeln. Auch wenn ich alle immer nur positiv über dieses Weingut sprechen höre, inklusive meinen Lehrer für besten trockenen fränkischen Wein (Stephan Krämer), bin ich bisher immer noch skeptisch geblieben. Ein Vorsatz für das kommende Jahr ist ein Besuch bei Zangs. Zuerst probierte ich den 2017er Traminer Kabinett trocken vom Sommeracher Katzenkopf und anschließend die 2009er Spätburgunder Privat-Reserve. Gerade letzterer war wirklich interessant, harmonisch, ausbalanciert mit viel Körper und wunderbar dunkelroten Fruchtaromen. Ich muss definitiv noch einmal zum Öko-Weingut Zang !

Der Blick von der Vogelsburg über den Main, Nordheim und die Maininsel ist einfach wundervoll. Es sieht so aus, als wäre alles voller lebendiger Natur. Eine Art fränkisches Auenland so grün & fruchtbar – fantastisch und zum Verweilen schön !

Ein besonderer hoher adeliger Besuch war noch zu Gast ! Die 64. Weinkönigin Frankens – Carolin Meyer aus Castell. Der erst im Juli frisch gewählte neue 1. Vorsitzender des Bundes Fränkischer Ökowinzer und -weingüter e.V. Thomas Lange vom Weingut Lange – Schloss Saaleck (Hammelburg) führte die Königin über die Veranstaltung und stellte Winzer und Weingüter vor. Im Bild beispielsweise am Tisch der Weinmanufaktur 3 Zeilen mit dem Chef Christian Ehrlich.

Meine letzte Station war das Weingut Lange – Schloss Saaleck in / aus Hammelburg an der fränkischen Saale. Ulrike und Thomas Lange kamen 2011 in den Besitz des Weinguts und der Weinlagen des Schloss Saalecks. Seit bald 10 Jahren werden hier Weine ausschließlich ökologisch vinifiziert und mich hat erstaunt, welche Kraft, Finesse und Eleganz aber auch Kraft dieses Haus in seine Weine packen kann. Obgleich die kurze Zeitspanne das als eine ziemlich schwere Aufgabe erscheinen lässt ist der Spätburgunder (siehe Bild) der lebende Beweis, dass es funktionieren kann ! Der bereits prämierte trockene Spätburgunder stammt vom Saalecker Schlossberg und wurde im medium getoasteten Holzfass ausgebaut. Er ist unglaublich würzig und kraftvoll, geizt aber nicht mit Aromen von dunkelroten Waldfrüchten und ganz fein auch reifen dunklen Kirschen. Ein Pinot Noir den selbst ich mir liebend gern in den Keller legen würde !

Ganz selbstverständlich wird bei den Fränkischen Ökos am Ende freilich gemeinsam angepackt und zusammengepackt. Wie sollte es auch anders sein ?! Es ist schön anzusehen, dass es in Franken solch einen voran gehenden Öko-Verein gibt: Der stets das Gute will und stets nur Weine schafft ! 😉

Die meisten mochten nur noch gern nach Hause oder in den wohl verdienten Urlaub, bevor Mitte September also in knapp 4 Wochen danach die Lese so langsam beginnen würde, wenn das Wetter denn mitspielt. Das Wetter hat inklusive einer kühlen Woche sogar sehr gut gepasst. Es ist zu meinem Überraschen sogar aktuell eine spätere Lese, als Mitte des Sommers noch vermutet. Es lag wahrscheinlich am Sonnenstunden reichen Hochsommer dieses Jahr. Reben aber schalten bei zu warmen Temperaturen gern auf Hold / Pause und lassen die Hitze passieren. Uns ginge das nicht anders. Daher geht die richtige Lese tatsächlich erst in der zweiten Hälfte des Septembers so richtig los.

… wie dem auch sei: Das waren meine Eindrücke von der FÖW-Jahrespräsentation 2019 und ich freue mich sehr auf (hoffentlich) alle weiteren Veranstaltungen des Vereins !

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