Es musste Platz im Weinkeller her und da bot sich ein offensichtlich schon ausreichend ‚gelagerter‘ Kerner aus dem alten Jahrtausend definitiv an ausgetrunken zu werden.
Wein: Kerner Auslese 1999 – Weingut Geeb – Gundersheim
Lage: Gundersheimer Königsstuhl (auf dem Etikett nur ein s)
Im Wonnegau gelegen, eher Feld-Lage als Weinberg, allein der geringen Neigung gen Nord-Osten wegen. Da ist der Gundersheimer Höllenbrand wahrscheinlich die besser Lage im Ort mit längerlebigen Weinen, als jene vom Königsstuhl.
Woher das gute Stück stammte, konnte ich zum Zeitpunkt des Öffnens nicht mehr feststellen. Es handelte sich im Grunde ohnehin nur um einen ‚Groschen-Wein‘, den ich im Konvolut günstig erstanden hatte. Ich hoffte nur, dass er nicht gänzlich ungenießbar sein werde. Zu früg gefreut. 😀
Obgleich der Korken noch 99% seiner Verfassung aufwies, konnte der Wein diesbezüglich leider nicht mehr mithalten.
Geschmacklich und von seinem wahrscheinlich originalem Duft her war nicht mehr viel geblieben. .. Firne und Leere waren ebenso vorhanden, wie der Restzucker – ansonsten alles weg und verflogen. Vielleicht waren noch 3 µ Aromen da, aber meine Nase nicht geschult genug um diese noch wahrzunehmen. Es hätte aber auch nicht mehr viel geholfen.
Mein einziger Gedanke war: ..für sehr aromatische alte Käsestückchen wäre diese Auslese genau das Richtige.
Mehr aber auch nicht. ^^
Erster Gedanke: Neuer Wein – neues Glück !
Ich veranstaltete also einen kleinen Kerner-Auslese-Vergleich: 1975 vs. 1999 .. klassische Pattsituation !
Links und im Glas die Gundersheimer Richard Geeb Auslese ging noch durch. … aber nur unterm Tresen. Diese hatte die Zeit wenig adäquat überstanden.
Rechts eine 1975er rheinhessische Flonheimer Adelberg Kerner Auslese vom Weingut Heinz Roos aus Flonheim. Leider war auch diese quasi ohne merkliche Fruchtaromen, aber mit Firne. Die noch wahrnehmbaren restlichen Aromen in der Nase waren aber tatsächlich noch näher am Ausgangswein als die der Gundersheimer Auslese. Geschmacklich war die 1975er Flohnheimer Auslese eher mit experimentellem Charakter ^^ … etwas säuerlich, schade eigentlich, da war bestimmt mal mehr drin.
Fazit: Alte süße Kerner sollte man wahrscheinlich lieber ein Jahr zu früh, als zwanzig Jahre zu spät austrinken. 😀
Ein alter Richard Geeber Wein ging noch. Eine 2000er Riesling Spätlese vom Gundersheimer Höllenbrand. Eine Süd-Lage im Wonnegau, mit dezenter Neigung. Aber auch dieser, zum Zeitpunkt des Probierens, knapp 18 Jahre alte Riesling hatte nicht mehr viel zu bieten. Ein paar restliche Aromen und eine noch vertretbare Balance zwischen Süße und Säure. Alles in Allem nicht für die überzogene Lagerung gedacht und allem Anschein nach auch nicht gemacht.
Quasi ein Aufruf ins Wonnegau zu Reisen um die wesentlich jüngeren Weine aus dem Hause Geeb zu probieren.