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Ich fang‘ mal so an: Jede*r welche*r die Flasche zum ersten mal sieht, wird sich wohl sicherlich denken: Bitte? Was ist denn für eine geile ( pardon, besondere! ) Flasche ?! .. zumindest habe ich mir das gedacht und um das Rätsel gleich einmal zu lösen: Die Flaschenform basiert auf einer bei den Renovierungsarbeiten des Weinguts > ‚Azienda Agricola Villa Sparina‘ di Massimo Moccagatt < gefunden alten Vase. Nach Vorbild dieser Vase wurde dann das ‚Design einer einzigartigen Weinflasche‘ in Auftrag gegeben und heraus kam diese Flasche. Ganz nebenbei: die gibt es natürlich in kleiner, normal groß – alias 0,75l, größer (Magnum) und ganz groß (mindestens Doppelmagnum).
Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut um das USP auf der kompletten Bandbreite der Kollektion anbieten zu können und das auch für die Bianco- bzw. Rosé- und Rotweine. Schaumweine kommen übrigens auch in diese Flasche.
Der Weinbaubetrieb ‚Villa Sparina‘ bewirtschaftet nach eigener Aussage aktuell ziemlich genau 100 Hektar Rebland, das sich größtenteils im Gebiet von Monterotondo im Piemont befindet, inmitten des bekannten Gavi-Region.
Der DOCG-Status wurde hier vor gerade einmal 23 Jahre errungen / erhoben. Die meisten Lagen des Weinguts liegen rund um das Weingut & ‚Hotel-Resort‘, umgeben von Wäldern und „von der ‚ligurischen Brise belüftet‘ und von der Sonne geküsst“. Ich finde, dass das doch eher prosaisch ist. Es ist wohl eher eine mediterrane Brise und die Sonne scheint dort überall ganz ordentlich ! 😀 Aber man will sich ja verkaufen …
Blick auf Villa Sparina und Monterotondo – Gavi
Das Weingut war mir bis vor kurzem unbekannt und Gavi selbst habe ich bisher auch erst wenige Male und das auch unbewusst probiert, selbst als ich diesen Sommer vor Ort war und Cortese probiert habe, war ich mir dessen nicht wirklich bewusst. Aber hier kaufte ich mir noch eine zweite Flasche, weil ich die erste nicht schnell genug genossen hatte.
Nochmal kurz was zum Weingut. Villa Sparina baut auf etwa 70 Hektar Cortese an, welche ein paar Gemeinsamkeit mit dem Silvaner in Franken hat ! Beide sind weiße Rebsorten, die Identifikation der Region und sind urkundlich seit dem Jahr 1659 schriftlich belegt, wenn gleich es etwas mehr Hektar Cortese im Gebiet Gavi gibt, als Silvaner entlang des Mains !
Also: Alte Rebsorte, relativ junges Weingut mit recht hohem Ausstoß an Cortese gefüllten Flaschen und ein Geschmack den es zu entdecken gilt.
Das Weingut arbeitet offiziell nicht ökologisch, aber diesem Bild auf facebook nach zu urteilen gibt es hier wenigstens keine unnötigen Unterstockspritzungen. Von daher ein positiver Eindruck, den das Weingut erstmal hinterlässt, wenn es nicht so sehr mit Luxus und anderen teuren Dingen um sich werben würde, wäre der Eindruck noch besser. … aber es kommt ja immer auch ein bisschen auf die Zielgruppe an. … und hier legt man eindeutig Wert auf die ‚Besserverdiener‘. Bei dieser Haute Volée verdient man sicherlich gut, aber wenn dann der Gavi bei Netto in Deutschland ‚raus‘ muss, scheint diese Zielgruppe letztendlich weniger zu konsumieren, als man es sicht gewünscht hätte. Vielleicht sind aber auch die pandemiebedingten Restaurantschließungen schuld an dem glücklichen Umstand, dass wir diesen Gavi di Gavi hier im LEH kaufen konnten. Wer weiß.. und ich frag auch nicht nach. Nun aber mal zum Wein !
Wenn der Wein gut gekühlt ist, dann macht der erste Eindruck auf jeden Fall gute Laune ! Es kommt ein platin- bis hellgelber Wein recht geschmeidig ins Glas geflossen. Nach wenigen Sekunden kommen einem dann schon teils wunderbar spritzig und zugleich auch sanfte Zitrusaromen entgegen geflogen, welche von angenehm floralen Aromen begleitet werden. Es erinnert mich ein wenig an eine Mixtur aus Limette, Zedrate, Pfirsich, Quitten und italienischen Decana-Birnen (diese verkauft eine hiesige Obsthändlerin gern. … Irgendwie etwas fein-fruchtiger als Abate Fetel und dezenter als eine Williams Christ) und einem Hauch Exotik. Auf der Zunge ist er dann schon weniger verspielt und man spürt die Säure und den kreidig-kalkigen Boden, auf dem die Reben hier wurzeln.
[ Böden mit hohen ph-Werten führen meist auch zu einem höheren Säuregehalt im Wein. Beste Beispiele sind da auf jeden Fall Teile der Champagne, Frankens und auch hier im südlichen Piemont. Im Gegensatz zu den beiden weiter nördlich gelegen Anbaugebieten scheint hier aber etwas mehr Sonne und es ist auch ein wenig wärmer, weswegen die Gavis wohl etwas runder wirken als saure Silvaner oder Chardonnays. ]
Im Mund spürt man die 12,5% alc. schon ein wenig, aber das liegt meiner Meinung nach mehr an der scheinbaren Reinzuchthefe-unterstützten Vergärung und Ausbau im Edelstahl. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dieser Gavi nicht so entstand. Er ist vordergründig und expressiv und geht wenn die Flasche geöffnet wurde langsam aber sich, voll auf einen los. Das ist auf der einen Seite toll und wunderbar kurzweilig und bereitet den allermeisten Kunden wunderbare Momente.
Aber wenn man den Wein mehrere Tage offen (also logisch mit Korken o.ä.) hat, dann merkt man, wie der Wein seinen reduktiven Ausbau nicht halten kann und seine Vordergründigkeit quasi nach 2 Woche mit etwas Sauerstoff in der Flasche letztendlich vollends verliert. Wenn man’s weiß – cool ! .. wenn nicht: Obacht ! Ob dieser Gavi di Gavi von Villa Sparina ist sein Geld wert ist werden nicht alle die ihn gekauft und getrunken haben gleichermaßen beantworten. Ich meine, dass er online etwas zu teuer ist, da ich den Mehrwert bei 13/14€ je Flasche nicht wirklich sehe. Das Füllhorn aus Aromen ist auf jeden Fall mal den Kauf einer Flasche wert !