Ende September 2019 führte der Weg an einem sonnigen Samstag in die Pfalz und zum bio-dynamisch arbeitenden Weingut Eymann nach Gönnheim. Es war quasi keine einzige Wolke am Himmel und der richtige Moment, rasch ein paar Flaschen Riesling einzukaufen. Klar was auch sonst, denn die Pfalz ist mit mindestens 5000 Hektar (über 20% der pfälzer Weinbaufläche) Riesling bestockt. Die Pfalz soll damit wohl das größte Riesling-Anbaugebiet der Welt sein.
Der Hof / Das Weingut der Familie Eymann in Gönnheim ist zum Glück recht einfach zu finden. Den Eingang zur Probiertstube im Hof hingegen muss man finden. Nicht dass er sonderlich versteckt oder verdeckt wäre, aber man muss es schon wollen. Hier ist kein Straßenverkaufspavillon wie etwa beim Weingut Anselmann vorhanden. Dafür baut die Familie auf ihren 15 Hektar Wein mit maximaler Hingabe an.
Vor Ort durfte ich zuerst kurz etwas probieren, da konnte ich kaum ‚Danke, nein.‘ sagen, wenn es einem schon angeboten wird. Ich probierte also unter anderem den / die MÉNAGE À TROIS-Cuvée aus Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder. Eine wie ich finde ziemlich runder Weißwein, mit recht fruchtiger Aromatik (à la Streuobstwiese) und ganz dezent an Holzfass-Ausbau erinnernde Noten. Familie Eymann arbeitet seit Längerem mit recht langen Feinhefelagerzeiten und dementsprechend besitzen die Weine alle eine gewisse Cremigkeit, die es ohne BSA und Feinhefelager im Stahlfass so wahrscheinlich nicht gäbe. Fruchtig, saftig, cremig, leicht mineralisch – salzig : einfach lecker ! Hätte ich ihn nicht probiert, hätte ich ihn wahrscheinlich mitgenommen !
Ich hatte drei Weine mitgenommen und nun war im Dezember der erste Wein dran. Es hat den 2015er Riesling vom Gönnheimer Sonnenberg, welcher direkt an Gönnheim angrenzend im Westen und im gröbsten Bereich im Norden des Ortes liegt, getroffen. Ein Riesling von echt satter strohgelber Farbe und mit leichten Trübstoffen (habe ich in der Flasche absetzen lassen, daher die Klarheit) kommt aus der Flasche wie geölt gelaufen. Der erste Eindruck passt !
Den größten Anteil an dieser Konsistenz / Haptik des Weins ist freilich auf die Art und Weise der Weinbereitung zurück-zuführen. Es steht gut sichtbar auf dem rückseitigen Teil des Etiketts. Ich finde das wunderbar so. Würde Industrie-Weine so beschrieben, müsste man schon wohlwollende Begriffe und Termini wählen, damit man nicht kenntlich machen muss, dass jede Menge mit teilweise doch wenig Liebe angebaute Trauben zusammengeschmissen wurden und im 50.000l Stahltank extrem stark kontrolliert gezielt vergoren wurden. Hier wurde viel Handarbeit investiert und natürlich von Hand gelesen. Wahrscheinlich wurde klassisch entrappt / die Weinbeeren ‚ohne Stiel‘ dann recht kurz auf der Maische gelassen und zügig abgepresst. Der Wein wurde dann im circa 1200 Liter fassenden Holzfass spontan vergoren. Ein biologischer Säureabbau hat stattgefunden und auf der Feinhefe lag das Ganze dann nochmals circa 10 – 11 Monate. So kann ‚Großes‘ entstehen. Von dem 2015er Riesling trocken vom Sonnenberg wurden überschlagen lediglich 1161 Flaschen abgefüllt. Das ist bei Leibe nicht viel !
Ich hatte noch irgendwo im Internet gelesen, dass wohl auch Trauben aus dem Mandelgarten hier mit drin sein sollen. Ich gehe aber davon aus, dass das geschmacklich nicht derart zum Tragen kommt und vernachlässige das gekonnt. ^^
Da ist die 3 Jahre zusätzliche Flaschenreife im Weingut selbst wohl wichtiger als ein kleiner Anteil Riesling einer unweit entfernten Lage.
In der Nase spürt man auch am Anfang schon ein wenig vordergründig die Säure im Wein. Ich rieche in kühler und zurückhaltender Manier reife Äpfel und ein dezentes Zitrusaroma, nebst den zarte Brioche-Noten vom Hefelager und der unfiltrierten Abfüllung. Ich finde da im Wein eine dezente Würze und gewisse Gelbfruchtigkeit in Richtung Pfirsich und Aprikose. Hier und da wird von Grapefruit und Vanille geschrieben. Das kann ich so nicht wirklich bestätigen, es sind aber auch nicht alle Mechanismen der geschmacklichen Assoziation in den Köpfen der Riechenden gleich. Ich meine, dass da die Assoziation den Noten und Aromen hinterm ‚Milchglas‘ ein richtiges Gesicht verleiht, wenngleich es so eindeutig gar nicht ist. Gerade bei spontan und unfiltriert finde ich Grapefruit minimal unwahrscheinlich. Ebenso Vanille-Aromen, wenn es ’nur‘ im Stückfass lag und zudem noch recht viel Hefekontakt gab. Und das hier ist top Stoff in Form eines aus meiner Sicht modernen Rieslings !
Im Mund ist er leicht salzig mit gefühlt über allem erhabener Säurestruktur. Die fruchtigen Aromen schaffen es nicht ganz bis zu meiner Zunge oder werden gar von der Säure von den Geschmacksknospen gefühlt verdrängt. Das Hefelager hingegen kommt deutlich durch. Die Cremigkeit kommt da freilich nicht von Ungefähr. Für halbtrocken-Trinker und Fruchtikusse ist das wahrscheinlich nicht der ideale Wein, aber für Kenner und für warme und heiße Sommertage umso passender ! Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man diesen Wein sehr gut zu Degustationsmenüs und gezielte Pairings einsetzen kann.
Definitiv ein interessanter und wirklich feiner und cremiger Riesling aus bestem pfälzischen Haus !
Wenn man einmal nach Bad Dürkheim kommt, dann sollte man doch einmal den Flaggenturm besuchen – natürlich besser bei Sonnenschein und klarem Wetter !