Piemonte Brachetto 2010

Die letzte Woche war in vielen Belangen eine Besondere. Nicht zuletzt, weil das Wetter echt gnädig war. Es war weder zu warm noch zu kalt, aber dafür schön sonnig ! 😉
Ich entschied spontan, eine besondere Flasche aus dem Keller zu holen, welche da eigentlich schon zu lang liegt. Es handelte sich um einen wahrscheinlich 2012 im Piemont gekaufte Flasche Brachetto – ohne aber den Zusatz d’Acqui, was ich zwar schöner gefunden hätte, aber ich kann auch mit dieser Flasche gut leben. Als bildlicher Aufhänger der Situation gefiel mir die Sonnenblume, welche ich diese Woche fotographiert hab, am besten.

Mal rasch etwas zum Wein bzw. zur Rebsorte. Wenn man den Internet glauben darf, dann besteht ein Brachetto grundlegend aus der Rebsorte Brachetto. Es gibt zwei offizielle Varianten des Brachetto: Zum einen den Brachetto d’Acqui, aus dem Raum um Acqui im Süden des Piemont, und zum anderen den Piemonte Brachetto, der auch aus der Nähe von Alessandria, Cuneo und Asti kommen kann. Zugelassen ist die Rebsorte wohl auch im Ruchè di Castagnole Monferatto, welches zu Asti zählt. In meinem Verständnis ist der Brachetto (d’Acqui) circa das gleiche nur in Rot, wie der Moscato (d’Asti) in weiß. Beide sind junge, süße, recht fruchtige, mitunter auch stärker perlende Weine, welche meist zwischen 5% und 7% alc. aufweisen. Eigentlich etwas ziemlich unkompliziertes !

Blick von der Via. S. Carlo Borromeo in Cannobio Richtung Nord-Westen

Mein liebster Weinladen ist eine kleine Cantina an der langen Piazza von Cannobio am Lago Maggiore, woher auch dieser Wein stammt. Als ich zweimal ein viertel Jahr in Ascona am Lago Maggiore arbeitete war ich quasi wöchentlich in Cannobio. Selbst zum Friseur bin ich ins Piemont gefahren. Es lohnte sich die 15min nach Italien zu fahren, da man so Service und zugleich beste Ware zum halben Preis bekam. Zum Schutz des viel frequentierten Geschäfts verzichte ich auf Bilder und den genauen Namen. Auf den 5 Quadratmetern im Laden dort ist es ohnehin schon voll genug, aber immer einen Besuch wert.

Der Brachetto stammt aus keinem überdurchschnittlichen Weingut oder besonders hochqualitativ produzierenden Cantina, aber es spiegelt die Lebensart vergangener Jahre wieder. Jahre in denen ich in der Schweiz gearbeitet habe und unter anderem viel im Piemont war und auch meinen besten Freund kennen gelernt habe. Leider habe ich damals noch zu wenige bessere Weine favorisiert, da ich erst durch Stephan Krämer zu den trockenen Weine kam. Im Tessin lebt es sich, vor allem als junger Mensch mit gewissen Möglichkeiten, definitiv anders ! Anders als im teils biederen – Good old Germany -, wo es ein wenig am ‚dolce vita‘ und der Art zu leben fehlt. Das ist aber nicht schlimm, da man so die altbekannten Urlaubsregionen im Süden besonders zu schätzen weiß.

Weine wie den Brachetto, aber auch Freisa amabile oder Moscato d’Asti, spiegeln für mich in gewisser Weise auch diesen Teil meines Lebens wieder. Selbst wenn ich davon keine außergewöhnlich große Flaschen Anzahl geleert habe. Es ist das dolce vita, welches man Schluck für Schluck in sich hinein kippt. Eine Art Loszulassen !

Blick gen Norden über den Lago Maggiore um 6 Uhr am 19.08.2012

Der Korken war noch perfekt, wenngleich der Inhalt nicht mehr ganz frisch war, dafür aber trotzdem besonders. 🙂 Dieser Brachetto hier ist von 2010, hat 6,5% alc. und eine klassische rubinrote bzw. erdbeerrote Farbe mit merklich braunen Reflexen. Musieren bzw. perlen oder schäumen tut er nicht mehr, wie wahrscheinlich noch vor 5 Jahren, aber dafür ist er leicht ins balsamische oder Portwein-artige abgedriftet. Er ist sehr süß, hat sehr wenig Tannine intus und ist gefühlt mehr ‚Asti, als ein Rotwein.

Die Restsüße bügelt an sich alles glatt. Meiner Meinung nach sollte solch ein Wein wirklich ziemlich kalt getrunken werden. Umso süßer, desto kälter – ist meine Faustregel in solch einem Fall süßer schäumender Weine. Von der Aromatik her ist nicht viel geblieben. Ich finde er richt ganz leicht nach Oliven, kann mich aber auch täuschen, aber definitiv nach süßem alten Wein. Nichts desto trotz ist er einer der vielen Klassiker der italienischen Weinkultur, welchen man mindestens einmal getrunken haben sollte. Zumindest sehe ich das so. Natürlich kann man auch (ab)leben, ohne je solch einen Wein getrunken zu haben, aber mit ist definitiv schöner !

( Sorry for the bad ‚low skill‘ translations ! 😀 )

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