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Als ich mit meiner Freundin im Sommer 2018 gen Paris fuhr, wussten wir noch nicht, dass Frankreich ein wirklich außer-gewöhnliches und fast perfektes Wochenende bevor stand.
Am Samstag den 14.7. war der Nationalfeiertag Frankreichs und tags darauf das Finale der Männer-Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Moskau. Das Aufeinander-treffen der Grand Nation mit dem Außenseiter Kroation versprach maximale Spannung, was am Ende ja auch eingehalten wurde.. Aber nochmal zurück zum Anfang: Es schien alles perfekt arrangiert zu sein, bis die Tricolore auf einmal einen zusätzlichen Streifen ROT bekam ! (ein mini-Super-GAU)
.. Solche Faux-pas kommen im perfektionistischen Frankreich im Grunde nicht vor. An diesem Tag aber schon, weswegen sich die Mannschaft am Tag danach wahrscheinlich erst so richtig reingehangen hat, um den Pott ’nach Hause‘ zu holen bzw. zu bringen. Leider konnten wir das Spiel nicht beim Public Viewing auf dem Champs de Mars schauen, da der schon frühzeitig eindring-chancenlos abgeriegelt wurde. Deswegen mussten wir mit einem Fernseher in der 1. Etage vorlieb nehmen, welcher vom Besitzer freundlicherweise präsentabel ans Fenster gerückt wurde. Ohne Worte … aber verrückt à la vive la FRANCE !
Es war trotz allem ein phänomenaler Tag – dort in Paris !Später konnten wir auch noch unsere Runde um den Eiffelturm drehen und mit den vor Euphorie geradezu auf der Erfolgsspur schwebenden Französinnen und Franzosen durch die Straßen und um die Blocks ziehen. Was für Momente !? Keine Frage ! Selbstverständlich unvergessliche Augenblicke & Momente !
Selbstverständlich haben wir uns auch das restliche Paris angesehen gehabt ! Louvre, Cathédrale Notre-Dame de Paris, Champs de Mars, Avenue des Champs-Élysées, den Arc de Triomphe, den Place de la Concorde, die Île de la Cité und die Île Saint-Louis, Pont Neuf – na klar, den Jardin des Tuileries, das Marigny Theater, den Palais und die Jardins du Trocadéro, natürlich die Seine und die Basilika Sacré-Cœur und nicht zu vergessen den Eiffelturm (leider nur von unten, denn der war abgesperrt) und das riesige Schloss Versailles !
So viel kann man sich in zwei Tagen jedoch nur anschauen, wenn man sich das meiste eben nur von außen ansieht…. sonst bräuchte man wahrscheinlich ein zusätzliches Leben ! Die ‚must do!’/’must have done!‘-Fahrt am Abend auf der Seine durfte aber auf keinen Fall fehlen ! So kann man die meisten Sehenwürdigkeiten entlang der touristischen Schlagader der Hauptstadt Frankreichs in das beste Licht gerückt sehen. Eine glasklare Empfehlung !
Auf dem Rückweg dann am Tag nach dem Triumph, führte uns der Weg mitten durch die Champagne, genauer gesagt mitten in die Côte des Blancs. Ich hatte mir freilich schon mal eine Adresse aufgeschrieben gehabt. Leider war dort aber niemand anwesend, weswegen sich der zufällig ganz in unserer Nähe arbeitende Richard Fouquet, der Chef des Hauses Champagne Guiborat, auf unsere Nachfrage hin eine halbe Stunde Zeit für uns nahm. Wir durften mit in seinen Kreidefelsen-Keller und quasi einmal alles anschauen. Leider sind mir die ganzen Bilder vom Keller und von Richard Fouquet abhanden gekommen. Extrem schade ! Denn die waren sehenswert ! 🙁
Wir erfuhren diverses Interessantes über die Gewölbe und Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsstabilität. Bei knapp 30°C Außentemperatur konnten wir uns von der passiven Kühlung und den echt wunderbaren Reifungsbedingungen der ‚kleinen Schätze‘ in Richards Weinkeller überzeugen.
Nachdem mir Richard erklärte, dass es eigentlich aktuell keine frei verkäuflichen Bestände gibt, da alles schon reserviert und verkauft sei und deshalb auch so gut wie kein Weingut der Region auf Touristen, Laufkundschaft oder sonstige Kunden angewiesen sei und eben deshalb quasi alle Weingüter wie zugesperrt ausschauen, konnte ich dann doch zwei Flaschen mitnehmen. Die eine Flasche war ein PRISME.13 ! Ein BdB-Champagner aus 100% Chardonnay von Grand Cru Lagen aus Cramant und Chouilly.
Der PRISME.13 aus dem Jahr 2013 (quasi selbsterklärend) kommt aus 3 Parzellen. Aus Cramant von der Parzelle ‚Les Bergeries‚ und aus Chouilly ‚Le Mont Aigu‚ und ‚Les Caurés‚ !
Als allgemeine Infos noch zum Wein: Richard Fouquet gibt extra, dass hier keine malolaktische Gärung stattgefunden hat, was mancherorts schon fast zur Pflicht, als vielmehr zur Kür, gezählt wird. Der Grundwein wurde quasi relativ rasch nach 8 Monaten aus dem Fass auf die Flasche gebracht und durfte dann 3,5 Jahre lang die zweite Gärung durchleben, damit möglichst feine Bläschen entstehen und auch ein cremiger Charakter entsteht. Im November 2017 wurde der Prisme.13 dann degorgiert und die Flaschen nochmal ein halbes Jahr zum ausruhen in den Kreidekeller gelegt.
Da meine Bilder ja leider hops gegangen sind habe ich einmal ein paar Impressionen von der offiziellen Instagram-Seite des Weinguts Guiborat hier eingefügt, damit man / ihr eine Vorstellung bekommt, wie es vor Ort ausschaut.
Ganz nebenbei bemerkt: Seit mindestens 15 Jahren gab es in der Champagne einen Trend weg vom Traubenlieferant für die international bestens aufgestellten großen Champagner-Häuser/Marken hin zur unabhängigen Selbstständigkeit. Anbau, Kelterung, Ausbau und Vermarkung alles aus einem Haus, auch wenn das sehr klein ist oder war. Dieser Trend hat diverse sehr interessante Erzeuger ins Rampenlicht gerückt und hervorragend Produkte in die modernen Champagner-Gläser gebracht. Wo Licht ist, ist aber auch Schatten ! Es gab und gibt natürlich auch jene Erzeuger, die weder avantgard-istisch oder ökologisch arbeiten, sondern einfach nur etwas mehr vom inzwischen sehr wertvollen Kuchen abhaben wollen. Während der Preis für günstigsten Champagner im LEH meiner Ansicht nach in der vergangen Jahren sogar gesunken ist, blieben die klassischen Marken stabil und die guten Winzer-Champagner-‚Häuser’/Weingüter konnten wesentlich mehr für ihre Flaschen erlösen. Ich musste auch staunen, was Richard für seine Arbeit verlangt. Diese Entwicklung deckt sich meiner Meinung nach auch mit diversen anderen Regionen, in denen sich in den vergangenen 10 Jahren die Spreu etwas deutlicher vom Weizen getrennt hat. Z.B. Elsass, Provence, Pfalz und Franken um nur ein paar Regionen zu nennen.
Mal etwas zum Haus selbst: Die Familie Guiborat-Fouquet ist bereits seit 1885 in Cramant ansässig. Mit der Bepflanzung ein paar der besten Grand Cru Lagen in den Orten Cramant, Chouilly und Oiry mit Chardonnay legte Richards Urgroßvater den Grundstein. Es sollen Parzellen in den besten Grand Cru Lagen der Côtes de Blanc sein. Ich habe die Parzellen für diesen Champagner oben verlinkt gehabt. Ich kann das nicht uneingeschränkt nachvollziehen. Es gibt aber sicherlich gute Begründungen wie bessere Wasserversorgung und weniger Hitzestress im Hochsommer auf jenen sanften Nordhängen. Wenn man sich dann das Ganze mti Hilfe von Googels Streetview anschaut, denkt man sich wahrscheinlich: ‚Wo bitte soll hier eine besondere Weinlage sein ??‘ Wer bei Grand Cru Lagen an Lagen wie um Johannisberg im Rheingau denkt, der sollte sich gedanklich etwas südlicher nach Rheinhessen denken, das passt dann schon eher. Man könnte meinen, dass die Preise nicht gerechtfertig wären, aber es zwingt einen auch niemand diese Ware zu kaufen. Leute wie ich dürfen sich vielmehr glücklich schätzen, sich auch mal solch ein Luxus leisten zu können, von dem mal als Jugendlicher nicht mal geträumt hat, dass man einmal vor Ort zugegen ist, in den Keller darf und dann auch noch etwas mitnehmen kann.
Wie kam es das Richard Fouquets Familie nicht schon viel früher selbst ausgebaut und vermarktet hat? Nochmals ein Blick in die Geschichte: Richards Großmutter ging zusammen mit einem Laurent-Perrier Spross zur Grundschule. Das war der Auslöser für eine freundschaftlich-familiäre aber auch wirtschaftliche Beziehung, die über viele Jahrzehnte und Generationen halten sollte. So wurden die Trauben seither an das zwei Generationen ältere Champagnerhaus Laurent-Perrier verkauft. Als Richard die Leitung des Familien-weingutes von seinem Vater übernahm führte er es sogleich in die fünfte Generation. Unterstützt von seiner Frau Karin, selbst eine studierten Önologin, entschloss man sich alsbald dazu, die Trauben der besten Parzellen selbst zu keltern, auszubauen und daraus auch eigene Champagner zu füllen und auf den Markt zu bringen. Heute ernten Sie auf ihren 3 Hektar so viel Wein, dass durchschnittlich etwa 30.000 Flaschen allerbesten Champagner gefüllt werden können.
Bei Fouquets gibt es eine Arbeitsteilung, die man sich nach diesen Informationen wahrscheinlich hätte auch so denken können: Richard leitet den Außenbetrieb und Karin ist für die komplette Kellerwirtschaft verantwortlich. Ihre Chardonnay Reben sind inzwischen über 70 Jahre alt und werden ausschließlich möglichst perfekt reif gelesen und sensibel auf den eigenen Hefen ausgebaut.
Über sich und sein Werk sagt der Chef selbst:
„Meine Weine sind geprägt von Arbeit, welche mit Respekt für die Kreide-Terroirs der Côte des Blancs geleistet wird. Die menschliche Hand ist diskret und trägt die Reinheit des Ausdrucks der großen Chardonnay-Jahrgänge.“
Richard Fouqet
Man darf ihn sehr gern als Purist verstehen, welcher sich dem Erhalt seiner Umwelt verschrieben hat. Er will mit akkruater Bestimmtheit und Streben nach Exzellenz präzise, puristische und raffinierte Schaumweine ausbauen. Welche die ihrem Terroir so nahe wie möglich kommen sollen.
Aber wie schmeckt denn jetzt der Prisme.13 ?
Ganz nebenbei bemerkt, gibt es aktuell glaube ich nur noch den Prisme.15 und Prisme.16, der 13er scheint durch zu sein.
Der Extra Brut-Prisme.13 (mit 4,5g Zucker/l Dosage) offenbart beim Einschenken nicht nur seine sehr feinen Bläschen, sondern auch eine intensive Frische mit klarer Säure und typisch anmutenden Aromen nach Hefe.
Also: Der Prisme.13 ist hellgelb und sehr schaumig. Erste Aromen sind vor allem Brioche und Hefe, aber auch minimal Weizen und getrocknete Wiesenkräuter begleitet von spannender Säure, die sich schon vor dem Trinken bemerkbar macht. Am Gaumen spürt man viel Leichtigkeit mit dezent adstringierender Trockenheit und Aromen von weißfleischigen & Zitrusfrüchten und mit sanften floralen Noten. Der Prisme.13 ist wie ein Prisma zum einen glatt, aber auch extrem scharfkantig. Er hat auf der einen glatten Seite eine wunderbare Cremigkeit und an den scharfen Kanten eine fast brüllende, nicht kreischende!, Säure und Minerlität. Es ist ein Schlag für den Gaumen: Ein klarer und auch oppulenter Champagner zugleich. Definitiv ein Schaumwein, den man recht kühl servieren kann, um die in gewisser Weise auch herbe Säure nicht übermäßig zu betonen.
Der überaus lange, leicht salzig-mineralisch wirkende und schmeichelnden Abgang unterstreicht die Eleganz, Präzision und Raffinesse dieses Blanc de Blancs Grand Cru Champagners ein letztes Mal. Keine Frage: Ein wunderbarer Champagner, für den man eben etwas mehr bezahlen muss ! 🙂
Wer mehr über die Champagne wissen möchte, sollte Christop Raffelts Blogartikel ‚Champagne – Auf der Suche nach dem Mythos‘ lesen ! 1A++ Empfehlung !!